Anlieferung 01.09.25

Galerie 264 im Ordner 05 “Bender”

Die Bender-Anlieferung vom 01.09.25

mit 8 Schnellfahrloks der Baureihe 101

Ein neuer Anlieferungszug erreichte den Ort Opladen am Morgen des 1. September 25, der am Vortage in Leipzig-Engelsdorf gestartet war mit gleich acht ausgemusterten Lokomotiven der noch jungen Baureihe 101. Man muß aber erwähnen, daß diese Baureihe die geplante Lebensdauer bereits überschritten hat und daß heute Loks dabei waren, die schon länger abgestellt sind und als Ersatzteilspender dienten, damit andere Loks noch weiterfahren können. Es gehörten (in dieser Reihenfolge) folgende Fahrzeuge zum Lokzug 69548 nach Opladen Mitte, Anschluß Firma Bender:

Es folgen Bilder der Anlieferung, dann einige Betriebsbilder der angelieferten Loks und zum Schluß einige Zerlegebilder der tatsächlichen Arbeit beim Verwerter ihres Vertrauens in Leverkusen-Opladen

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<1> Markus Tigges hat den Zug erwartet dort, wo ich normalerweise gestanden hätte = An der “Lotharstraße”
<2> Der Nachschuß zeigt, daß der Zug (vollkommen anders als sonst) NICHT abzweigt auf die Hauptstrecke nach Süden, die direkt nach Opladen führen würde, sondern geradeaus = westwärts weiterfährt über den Rhein Richtung Rheinhausen/Krefeld und die letzte Weiche hier nicht nur sprichwörtlich links liegenläßt. Das wäre hier die letzte Möglichkeit gewesen, auf den direkten Weg nach Opladen zu kommen via Wedau, Ratingen und Hilden
<3> Aber wir hatten dankenswerterweise einen Tip bekommen, daß der Zug heute einen ganz anderen Weg nehmen würde als sonst, und so konnte ich ihn aufnehmen in “Duisburg Hochfeld Vorbahnhof” auf seinem Weg über den Rhein nach Krefeld
<4> Von Krefeld aus wird er weiterfahren über Neuss und Dormagen nach Köln, dann über die Südbrücke wieder auf die andere (rechte) Rheinseite wechseln und via Kalk und Köln-Mülheim nach Opladen fahren = Der Zug hat also eine große Runde um ganz Köln herum gedreht, um aus südlicher Richtung in Opladen anzukommen, wohingegen Opladen sonst immer von Norden aus angefahren wird. Dadurch aber konnte das lästige umsetzen und rangieren in Opladen entfallen, der Zug konnte direkt und ohne Zeitverlust in den Anschluß der Firma Bender zurückgedrückt werden
<5> Die Zuglok: 159 235 der MEG im Portrait

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<6> Die einzelnen Loks des Zuges: 101 023 (1), HU 20.05.17 AE
<7> 101 054 (2), eine noch ganz gut Aussehende, HU 16.07.20 LDX, also mit Rest-Fristen, aber Schäden
<8> 101 093 (3), HU 12.12.19 AE, ebenfalls mit theoretischer Restfrist
<9> 101 076 (4), HU 29.08.17 LDX
<10> 101 077 (5), direkte Schwester der 076 und in perfektem Outfit, HU 24.10.18 LDX. So gehen mit 076 und 077 zwei direkte Schwestern gemeinsam in den Schrott, die auch zusammen vom Fließband gekommen waren beim Hersteller in Kassel 1998
<11> 101 080 (6), HU 20.03.19 LDX, auch sie hätte noch eine Restfrist gehabt bis März 2027
<12> 101 045 (7), HU 19.10.17 AE
<13> Und 101 048 (8), HU 16.11.17 AE, als letzte
<14> Der Zug von hinten: Die 048 wird also beim Bender die Reihe anführen und als erste in das Außengleis geschoben, was bedeutet, daß sie auch die letzte sein wird, die beim Bender tatsächlich verschrottet wird, weil die Loks dort einzeln wieder herausgezogen und auf das Hauptgleis geschoben werden
<15> Alle haben ihre geplante Lebenszeit hinter sich und ihre Arbeit getan, das muß man anerkennen, alle haben geschätzte etwa 10 Millionen Kilometer abgespult in ungefähr 30 Jahren – Eine Zahl, die nur vom 401 übertroffen wird
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<16> Da wäre als erste die 023. Nun habe ich ja, wie wahrscheinlich Alle von uns, ne ganze Menge Bilder von 101ern und war der Meinung, natürlich hab ich die 023 auch mehrfach dabei. Aber Fehlanzeige: Die 023 gehört zu den wenigen, von denen ich sogut wie gar keine vernünftige Aufnahme habe, sie hat immer einen großen Bogen um mich herum gefahren. Immerhin kann ich diese minderwertige Aufnahme aus einer Tagesrandlage im Jahr 2000 bieten (in Duisburg, am alten Gleis 12)
<17> Dann hätten wir die 054, auch von ihr habe ich nur wenige Bilder (warum auch immer), aber diese Streckenaufnahme an einem für schnelle Züge seltenen Bahnübergang südlich von Mainz habe ich zur Verfügung aus dem Oktober 2007
<18> Dann ist es die 093, von der ich ein Bild eines in Duisburg einfahrenden (verspäteten) Nachtzuges im Archiv habe aus dem Jahre 2006
<19> Nächste ist 101 076, die in ihrem Leben mehrere Werbungen tragen durfte. Sie war zum Beispiel im Sommer 1999 für “Baden-Württemberg” mit einer genialen Werbung unterwegs, die mir heute noch Hochachtung entlockt und ein Lob für die (unbekannte) Agentur!
<20> Im März 2007 trug sie dann die “Preise”-Werbung der DB
<21> Und später war sie eine von mehreren Werbeloks für Fotobücher von CEWE, hier gesehen in Duisburg-Großenbaum

. . . was dieses feine Bild von Markus Tigges vom 10. September zeigt:

<22> Markus konnte am Zerlegeplatz beide Schwestern auf ein Bild bekommen, Dank an Markus! Wir sehen hier übrigens robuste und analoge Rangierbewegungen ohne Fahrplan, Zugnummer und Rangierleiter . . . 🤣
<23> Aber bei aller Trauer um die 101 dürfen wir dies nicht so ganz vergessen: Die 101 kam flammneu plötzlich und klammheimlich um die Ecke, überholte die 103 und sagte: “Gut jetzt, 103, mach mal Platz, jetzt komm ich!”. Durch die 101 war´s das dann für die 103, und auch damals schon hat “der Bender” davon profitiert, denn er hat fast alle 103 bekommen . . . und jetzt ist 101 077 selber beim Bender, die hier im Stuttgart des Jahres 1999 noch süffisant lächelt . . .
<24> Und später durfte sie dann Werbung machen für den Mini-Cooper. Es war eine fein gemachte und durchdachte Werbung: Sah man den Zug von weitem in der Landschaft, hatte man tatsächlich für einen Moment den Eindruck, da würde ein Mini Cooper den Zug ziehen!
<25> Dann sind wir bei der 101 080. Auch sie trug mehrere Außenwerbungen. Hier sehen wir die erst wenige Tage alte Lok am Heißener Berg in Mülheim/Ruhr
<26> Und weil Werbeloks damals ganz alltäglich waren, konnte man sich auch einmal einen Joke erlauben . . . Es war immer von “Aspirinschachteln” die Rede, wenn ein Eisenbahnfreund eine Werbelok dieser Art meinte. Da lag es nahe, mal eine solche Schachtel von zuhause aus mitzubringen . . .
<27> Und in der Tat sah 101 080 tatsächlich fast so aus wie die Schachtel
<28> Noch im Jahre 2015 war die 080 eine Werbelok, diesmal aber für ein “erlebnisreiches Luzern”
<29> Und 2022 war sie dann wieder ganz normal und brettert hier mit 200 Sachen durch Großenbaum
<30> Dann kommt 101 045. Als sie noch ziemlich neu war, konnte ich sie in Berlin antreffen um halb zwölf
<31> Und im März 2009 waren wir beide in München und sie war zur Werbelok mutiert
<32> Und auch das ist die 101 045, sie kam viel herum in ihrem Leben. Sie hat den IC 2223 am Haken, der planmäßig über die Baerler Brücke fuhr (= Haus-Knipp-Brücke im Duisburger Norden), hier ist sie in FR Moers/Krefeld (-Aachen) unterwegs
<33> Die war als junges Mädchen zum Beispiel in Köln, und ihr will ich auch noch eine ganz besondere Aufnahme widmen . . .
<34> Sie schiebt gerade einen Gera-IC aus Essen westwärts, in die untergehende Sonne hinein. Das war mal ein Experiment mit direktem Gegenlicht, und ich finde, das hat die Kamera-Automatik gut gemeistert, naja, Photoshop E hat noch etwas nachgeholfen
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Das ist natürlich ein schwerer Schritt von einer schönen Gegenlicht-Aufnahme zum Verwerter in Opladen . . . aber so spielt das Leben: Die 101 045 ist Geschichte, und diese Geschichte wurde geschrieben am 15. September 2025. Und dabei war ich derjenige, der den ersten irreparablen Rahmenschnitt an die Statistiker gemeldet hat, womit der 15.09.25 als der Zerlegetag der Lok fixiert ist. Und nicht nur das, denn er wurde sogar dokumentiert, der Rahmenschnitt, wie nachfolgend zu sehen ist:

<35> Als ich nach einem langen Stau auf der A3 ankam in Opladen an diesem 15. September 25, war die 101 048 gerade “abgeräumt” worden und ein Schweißer war gerade dabei, den ersten Schnitt zu setzen. Ein “irreparabler Rahmenschnitt” gilt als Definition des Zerlegetages, was aber Nichts mit dem amtlich gemeldeten Zerlegedatum zu tun hat, der dokumentiert werden muß vom Verwerter und vom letzten Eigentümer der Lok = Nachdem alle Arbeiten abgeschlossen sind und die Reste regelkonform verwertet wurden, die Reststoffe vorschriftsgemäß entsorgt sind, dann meldet der Verwerter ein Erledigungsdatum an den Eigentümer und das EBA, und dieses Datum schließt die Akte zur Lokomotive = das Betriebsbuch (das seit einigen Jahren vorwiegend elektronisch geführt wird, früher in Papierform)
<36> In der nächsten Stunde wird der Rahmen in vier Teile zerlegt werden, zwei kleinere, zwei große
<37> Hier liegen die Eingeweide mehrerer 101, gemischt mit anderem Blechschrott auf einem großen Haufen, der später erst sortiert wird, erkennbar sind zudem die Trafo-Ölwannen der letzten zerlegten 101er, die grünen Trafos gehören allerdings nicht zu Lokomotiven
<38> Dies dürften die komprimierten Überreste eines Führerstandes der 101 048 sein, die nun als Mischmaterial zu einer anderen Lagerstätte gefahren werden, von wo aus sie an einen Drittunternehmer weitergehen zum Shreddern
<39> Bei dieser Gelegenheit konnte auch der kompakte Bagger einmal dokumentiert werden: Ein Terex- Fuchs 350 MHL, der weniger als halb so schwer ist wie eine Ellok, aber die Kraft besitzt, diese in Stücke zu reißen wie ein Löwe seine Beute zerfleischt
<40> Beim Rahmen geht es weiter mit der Zerteilung
<41> Und dabei gelang es auch, die Nummer, die leider von anderem Schrott verdeckt wird, noch einmal festzuhalten als Beweis
<42> Stück für Stück gehts voran, aber der Arbeiter muß genau drauf achten, ob sich der Rahmen bewegt, denn . . .
<43> Denn plötzlich, wenn der Rahmen komplett durchtrennt ist, kippt der abgeschnittene Teil mit einem lauten “Kalong!” zur Seite
<44> Dabei sehen wir zwei interessante Fakten: Daß genau die Nummer der Lok durchschnitten ist, und daß der Rahmen einer 101 gar nicht so kompliziert und schwer aufgebaut ist wie wir gedacht haben
<45> Hier sind nun alle vier Teile des Rahmens sichtbar: Die beiden kleineren Mittelteile liegen (mit Nummernresten) rechts vom Bagger aufeinander, das vordere große Rahmenteil bis zur Pufferbohle hängt senkrecht am Kran und das hintere große Stück bis zur anderen Pufferbohle liegt noch auf dem Drehgestell auf, wir sehen den Querschnitt links vom Bagger
<46> Nachdem die Rahmenteile weggeräumt sind, bleiben “nur” noch die Drehgestelle übrig – Die aber sind für den Kollegen Bender ein feines Geschäft, weil in ihnen (obwohl es nicht so aussieht) die komplexen Fahrmotoren stecken
<47> Etwas später würde es dann SO aussehen, aber DIESE Reste stammen nicht von der 048, sondern von 101 093, die Markus Tigges erwischen konnte. Hier sieht man, daß die überraschend kleinen Fahrmotoren tatsächlich in den Drehgestellen verbaut sind; Dank an Markus!
<48> Der Rest endet so. Hier sind Teile von 112 144, von 101 080 und unserer 101 048 auszumachen, zudem aber sicherlich Stücke von zahlreichen anderen Loks, Autos, Metallkonstruktionen jeder Art und Transformatoren
<49> Und so gehts dann weiter – sprichwörtlich und real . . . Bender arbeitet nur einseitig mit der Bahn zusammen, die Reste gehen allesamt per LKW in alle Welt
<50> Dann fehlt noch ein solches Beispielbild für ein paar allgemeine Angaben: Der Regelfall ist, daß pro Tag eine Lok zerlegt wird, also vom Zustand der 101 054 in den Zustand der 101 023 vorne zu verwandeln, Bender KANN aber auch zwei Loks an einem Arbeitstag verarbeiten und in besonderen Fällen (bei Zeitdruck, weil schon die nächste Anlieferung droht) sind mehrfach sogar drei Loks an einem Tag kleingemacht worden. Eine Zerlegung beginnt immer mit dem Ablassen der flüssigen Stoffe. Dann wird das Dach abgehoben und die Seitenwände entfernt (gerissen oder gebrannt oder beides), dann werden die Innereien herausgerissen, die Führerstände weggebaggert und der übrigbleibende Rahmen zerteilt (siehe oben), die Drehgestelle zerschnitten . . . Fertig. Dabei wird wechselweise und offenbar auch nach Vorliebe des Baggerfahrers der Greifer eingesetzt oder die “Schere”, oft auch beides zusammen oder nacheinander. Wenn es pressiert, sind mehrere Bagger an der Aktion beteiligt, normalerweise reicht ein Bagger mit einem geübten Fahrer dafür aus. Aber WANN eine Zerlegung ansteht, ist völlig unkalkulierbar = Man kann über Monate hinweg immer mal wieder erfolglos anreisen und NIx tut sich, dann kommt man einen Tag nicht zur Kontrolle und schon sind zwei Loks weg, will sagen: Bilder aus Opladen sind immer Zufallstreffer, abhängig von Glück und Laune des Vorarbeiters, denn oftmals passiert es auch, daß die Arbeiten eingestellt oder verlangsamt werden, wenn Paparazzi sichtbar werden . . .
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Dank für Euer Interesse

und besten Dank an die Bildzulieferer!

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