Grafitti- 472 042

Dieser Hamburger Triebwagen war von Grafittikünstlern besprüht worden. Okay: Grafitti ist IMMER Sachbeschädigung, so auch hier, das möchte ich nicht beschönigen und ich möchte diese „Kunst“ auch hier nicht herausstellen und als „schön“ bezeichnen. Aber bei einem Fahrzeug, das zum verschrotten vorgesehen ist, darf man das vielleicht nicht ganz so eng sehen, denn immerhin haben sich die Künstler etwas dabei gedacht und möglicherweise sogar Ahnung von der Eisenbahn. Zumindest haben sie wohl ein altes Foto vorliegen gehabt und ein ehemaliges Farbsystem der Bundesbahn aus den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wieder aufleben lassen. Bemerkenswert korrekt haben sie eine Seite und die Front eines der beiden Kopfwagen des 472 042 (Tz 242) in das Farbschema „Beige/türkis“ versetzt, eine Farbe, die dieser Triebwagen zur Zeit seiner Lieferung tatsächlich besaß, und zwar genau SO, wie er heute in seinen letzten Tagen wieder aussieht. Selbst das alte „S“ der Hamburger S-Bahn ist detailgetreu nachgemacht, was mich immer wieder in Erstanuen versetzt: Wie kann man mit Spühdosen derart deutlich konturiert und abgegrenzt arbeiten?

NACHTRAG: Wie inzwischen aus Hamburg gemeldet wurde (Dank an Jan Borchers), war der Triebwagen 242 entgegen meiner Annahme NICHT in diesem Outfit im normalen Einsatz! Die Grafitti-Aktion erfolgte erst während der Abstellzeit in Hamburg-Süd, also am bereits ausgemusterten Triebwagen. Und das „S“ auf der Front gab es im Original von 1997 bis etwa 2001, davor und danach wurde das DB-Emblem verwendet.

NACHTRAG II: Die vermutete Nummer für den angemalten Kopf ist inzwischen eindeutig bestätigt, es handelt sich um den 472 042, also den 2042 – Beweis: siehe unten, ein Fotobeleg konnte beschafft werden!

Dies war der Blick über den Bender-Zaun bei Ankunft in Opladen: Der frisch angelieferte 605 006 auf dem Schrottgleis, der 605 004 mit der Werklok Krupp „3335“ auf der alten Zufahrt (heute Stumpf) ganz rechts und der Hauptdarsteller dieser Galerie 472 042 auf dem Außengleis ganz links
Da kommt er zur Geltung, der Grafitti-geschädigte 472 042. Aus der Entfernung sieht er vollkommen korrekt aus, wie gerade mal abgestellt auf einem Rangiergleis in seinem Bw. Nur wenn man genau hinsieht, kann man an der linken vorderen Kante der Front die eigentliche Farbgebung „verkehrsrot“ erkennen: Oben rot, unten grau, mit einem weißen Streifen abgegrenzt. Wir sehen hier aber keineswegs ein Bw, sondern den letzten Meter Gleis, den der 472 noch sehen wird: Genau hier wird er wohl zerlegt werden, wo wenige Tage vorher bereits der 472 001 (!) und der 005 zerrissen worden waren
Diese Aufnahme als starke Ausschnittvergrösserung eines anderen Bildes zeigt noch deutlicher, daß die Bemalung nur vorne und rechts aufgetragen wurde, die linke Seite blieb original
Gehen wir etwas näher heran. Links das Hauptgleis Wuppertal- Köln, rechts der 472 042. Weitere Grafitti“Künstler“, die nicht einmal die Arbeit ihrer vorherigen Kollegen zu würdigen wissen, haben die Seite dieses Triebwagens bereits wieder bunt zugesifft, aber immerhin ist das nachgeahmte alte Design in der Grundfarbe Beige deutlich zu erkennen
Die Front noch etwas näher, rechts hinten der 605 006 (rechts) und der 605 504 (links), dazwischen vorübergehend zwischengeparkte Neuwagen von VW, keine Verschrottungskandidaten
Der Blick durch den Zaun in den Hochsicherheitstrakt, der an diesem Tage aber erfreulicherweise nicht besonders bewacht war
Und hier das „S“ in Großaufnahme mit Tele. Nun sieht man, daß es nachgeahmt ist, was auf die Entfernung nicht deutlich wurde
Mit langem Arm nochmal über den Zaun geblickt (= dies ist vom deutschen Presserecht gedeckt, die Hinzuziehung eines Hilfsmittels wie einer Leiter aber nicht!)
An diese Stelle gehört noch dieses Bild, das von Ricardo zur Verfügung gestellt wurde, vielen Dank!
Und zwar deshalb: Hier ist in der Vergrösserung die Beweisnummer erkennbar = 472 042-1
Und noch das Abschiedsbild. Es wird vielleicht das letzte Bild des Triebwagens sein, bevor er recycelt wird

Dieses recyceln war soweit am 24. und 25. September. Der Triebwagen wurde tatsächlich auf diesem Außengleis verschrottet, womit Bender einen zweiten Zerlegeplatz aufgemacht hat (an dem vorher bereits 472 001 und 005 zerrissen worden waren). Wie gut, daß Norbert ein Beweisbild geschossen hat, vielen Dank dafür!

Zerlegung des 472 542 am 25.09.2020 auf dem Außengleis beim Bender mit der großen Schere!
Quasi als Bonus habe ich noch drei alte Bilder gefunden. Hier eines vom Juni 1988, auf dem ein unbekannter 472 in der Farbgebung „Beige/türkis“ in Hamburg zu sehen ist, allerdings trägt er leider nicht das zeitweilig verwendete „S“-Logo, sondern das übliche DB-Emblem
Auch auf diesem Bild ist ein 472 neben mehreren 470 zu erkennen (im Bw Ohlsdorf), aber auch der trägt nicht das S-Logo
Und ein dritter alter 472 in blau/weiß war zu finden im Archiv, aber auch er hat „nur“ das DB-Emblem, schade. Rechts im Bild der 628 222 in „lichtgrau“, ein weiteres Farbsystem der Bundesbahn. Gesehen 1999 in Aumühle
Zur Vervollständigung ein Bild, wie der 472 im alltäglichen Einsatz der letzten Jahre ausgesehen hat. Hier die Fahrzeuge 472 005 und 059 bei Hamburg-Dammtor im April 2016; Beide sind inzwischen bereits ebenfalls beim Bender in Opladen zerlegt und dem Kreislauf wieder zugeführt worden
Dazu gibt´s noch einen Nachtrag: Es gab bereits mehrfach „Versuche“ von Grafittikünstlern, den Hamburger S-Bahnen ein anderes Gesicht zu verleihen. Diese ganz bemerkenswerte Aufnahme aus dem September 2018 stammt von Jan Borchers (Vielen Dank!) und zeigt den 472 060 mit einem derart genialen Grafitto, daß es nicht sofort auffällt: Es wirkt so, als hätte ein wirklicher Künstler die Front gewollt verändert – Es scheint, als wäre die Folie des neuen Designs zur Hälfte heruntergezogen worden und das alte Design würde wieder zum Vorschein kommen – GENIAL. Übrigens finden sich auf der Seite von Jan Borchers noch mehr solcher und ähnlicher Aufnahmen, ein Ausflug dorthin wird sich sicher lohnen: www.bahnfotokiste.de (©Jan Borchers)

Dank für Euer Interesse