Poliert in die Tonne: Die ersten 101 beim Bender

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Version 10 08 21 mit 36 Bildern

Am Vortag war es noch ein Gerücht, aber am frühen Morgen des 10. August 21 bewahrheitete sich, was gemeldet worden war: Die ersten beiden ausgemusterten 101 waren über Nacht (damit sie Keiner sehen konnte?) von Halle und Leipzig aus angekarrt worden zum Verwerter ihres Vertrauens nach Opladen. Dort sorgten die Loks für Überraschung, denn eine von ihnen (die 119) war derart gut in Aussehen und Lack, daß man den Eindruck hatte, sie sei extra poliert worden für den Schrott – daher die Überschrift: „Poliert in die Tonne!“ Einige wenige Fotografen waren anwesend, die „Wind“ bekommen hatten und das Geschehen konnte dann wie folgt dokumentiert werden:

1# (Anzahl der Galeriebilder auf dieser Seite) Bild B2767 (Archivnummer des Digitalbildes). Die wunderschöne und nie vorher (in diesem Zustand, siehe unten!) gesehene 132 426 von einem privaten Anbieter aus Nossen hatte die Aufgabe, den Schrottzug quer durch Deutschland zu ziehen, hier beim Umsetzen in Opladen
2# Bild B2769. Ein letztes Mal stehen die beiden 101 auf DB-Gelände
3# Bild B2775. Das Bender-Gelände war bereits geöffnet für die Neuankömmlinge und boten einen kurzen Blick auf die schon vorhandenen Kandidaten für die nächste Zeit: Links 472 003, Mitte 472 054 und rechts 644 059. Die 101er werden gleich einfach gegen den vorderen Hamburger Triebwagen gedrückt und soweit hineingeschoben, wie es erforderlich ist, um das Tor zu schließen
4# Bild B2780. „The last Mile“. Die letzten Meter auf dem Anschlußgleis der Verwerters. Beide dürften um die 8 Millionen Kilometer gelaufen sein in der Zeit ihres aktiven Einsatzes von Ende 1998 bis Ende 2020 mit Tages-Spitzenleistungen von mehr als 2000 km !!
5# Bild B2783. Fast sieht es so aus, als könnte die Aufnahme auch in einem 101-Bw entstanden sein. Aber aus dem Fahrzeugboden ragten Drähte und Kabel, die Pantographen waren weg und die Jalousien waren zugezogen – die Loks waren ausgeschlachtet und entkernt
6# Bild B2784. Hier die Nummer der ersten Lok und deren letzte HU = 16.03.16 in Dessau. Sie hätte also noch Frist gehabt, diese 101 119, aber ein größerer Schaden besiegelte das Aus. Vielleicht haben Algorithmen die Entscheidung vorgegeben, da ist der Zustand des Lackes zweitrangig
7# Bild B2785. Das ist die Zweite: 101 112, die vor Kurzem noch komplettfoliiert als „Rheingold“-Lok durch Deutschland gefahren ist. Auch sie hatte einen größeren Schaden und letztlich viele Teile an andere Schwestern weitergegeben, wie z.B. den Trafo
8# Bild B2786. Auch sie hat ein junges Datum angeschrieben: 14.07.16 in Eidelstedt (AE), was ihr nichts genützt hat
9# Bild B2787. Die Anwesenden rätselten: Hatte jemals eine so gut aussehende, gepflegte Lok den Verwerter erreicht? Hierher kommt die Überschrift dieser Galerieseite: POLIERT IN DIE TONNE. Die Lok glänzt wie am ersten Tag, aber es hilft ihr Nix
10# Bild B2789. Versucht hab ich´s ja, das gebe ich zu . . . Aber es war kein Drunterkommen mit dem Fingernagel, man hätte Werkzeug gebraucht, so fest klebte der Klebstoff für dieses EBA-Schild, nun wird es mit entsorgt und nicht dem Sammlermarkt überlassen . . .
11# Bild B2790. Diese Nummer kann aus den Akten gestrichen werden. Im Betriebsbuch wird nur noch der Verwertungsnachweis eingeheftet, dann wird es fünf Jahre aufbewahrt und schließlich dem Verkehrsmuseum Nürnberg übergeben (wenn es bis dahin nicht anderweitig „Beine“ bekommen hat)
12# Bild B2792. Die 101 119 hat das Tor erreicht, das sie nie wieder verlassen wird. Schaut Euch den Zustand der Lok an! Wenn ich einen Panto drauf kopiert hätte und geschrieben hätte, die Lok häte gerade mit frischer HU Dessau verlassen – Ihr hättet es geglaubt!?
13# Bild B2798. Dann kommt die schöne Zuglok ins Bild: 132 426, ein wunderbares, gepflegtes Schmuckstück!
14# Bild B2796. Geradezu schamhaft trägt sie ihre neue NVR-Nummer, die erforderlich ist, aber stolz zeigt sie ihre alten Schilder, die tatsächlich Originale sein könnten – oder sehr gut gemachte Nachgüsse (siehe weiter unten!)
15# Bild B2805. Hier wurde abgekuppelt und die 101er ihrem Schicksal überlassen, Aufgabe erledigt (SORRY; hier war versehentlich ein falsches -doppeltes- Bild hochgeladen worden, es ist nun korrigiert)
16# Bild B2802. Weils so schön war – noch ein Bild. Mit Unkraut. Genau diesen Stellenwert haben die beiden 101er jetzt noch für die DB . . .
17# Bild B2808. Bei dieser Gelegenheit schonmal ein Blick auf die faszinierenden Schilder (siehe dazu weiter unten)!
18# Bild B2809. Und die bisherige Zuglok (selbst viel älter als die 101) läßt dieses Bild zurück: Symbolträchtig wie kein Anderes > Die Natur wird sich die Bestandteile der 101er zurückholen, der Kreislauf funktioniert. Und die Natur wird Gras drüber wachsen lassen, bald wird schon Keiner mehr an sie denken . . .
19# Bild B2811. Während 132 426 noch eine Chance bekommt, einige Jahre lang Geld zu vedienen, ich wünsche allzeit Erfolg und gute Fahrt!
20# Bild B2816. Das war´s dann, Alea iacta est (Die Würfel sind gefallen/Die Entscheidung steht fest)

Bis hierhin geht der Pflichtbeitrag, jetzt kommt die Kür . . .

Es gibt nämlich Gelegenheit für einen Nachschlag

21# Bild 38227. Es gibt nämlich (der Zufall wollte es so!) ein Bild aus dem April 1992, das in Eisenach entstand, als noch Niemand ahnen konnte, daß die Lok einmal in private Hände kommen würde! Das Nummern-Seitenschild war kurz zuvor entfernt worden zugunsten der neuen Nummer, wir sehen noch die Schraublöcher, aber das Fabrikschild war noch im Original vorhanden. Und wir sehen am nächsten Bild, das wieder HEUTE entstand . . .
22# Bild B2808. . . . daß ein altes echtes oder gut nachgemachtes Nummernschild wieder den alten Platz eingenommen hat und daß es sich beim Fabrikschild sehr wohl um das Originalschild handeln KÖNNTE !!
23# Bild 17937. Hier nochmal in groß das Schild, welches 1992 an der Lok hing und damit sicherlich ein Original war. Im Vergleich zum heutigen Schild (ein Bild vorher) ergibt sich kein sichtbarer Unterschied – oder doch? > Aber natürlich! Es fällt nur nicht sofort auf: ES IST NICHT DAS ORIGINALSCHILD, das heute an der Lok hängt, es ist nur gut nachgemacht! Siehe die dritte Schraube, die ist verräterisch!
24# Bild 32850. Aus Eisenach gibts kein Ganzbild der Lok, da habe ich tatsächlich nur das Fabrikschild geknipst (die Lok war so zugeparkt, daß kein Ganzbild entstehen konnte). Aber etwas später in Bebra, da sprang sie mir vor die Kamera
25# Bild 32851. Damals, im Mai 1994, war sie zufällig zur gleichen Zeit im Bw Bebra anwesend wie ich, und sie trägt noch mindestens ein Fabrikschild über der Seitennummer (wahrscheinlich auf der anderen Seite ein zweites, identisches)
26# Bild 14731. Und ein weiteres Mal kam sie mir vor eine Linse: Im Oktober 1995 stand ich gegenüber vom Museum Arnstadt am Bw, als sie zufällig mit einem langen Güterzug vorbeibrummte, die 232 426-7. Im Unterschied zu den Aufnahmen aus Bebra trägt sie nun einen großen DB-Keks an der Stelle des bisherigen Fabrikschildes – das heisst: Das Fabrikschild war zu diesem Zeitpunkt schon weg, wahrscheinlich in Sammlerhand (solche Schilder wurden offiziell verkauft)

Und es gibt weitere Zugaben:

27# Bild J12041. Das ist die älteste Aufnahme, die ich von 101 112 im Archiv Habe: Einfahrt EDG im Oktober 2006, da war sie bereits 8 Jahre im Einsatz
28# Bild P1190283. An meinem Geburtstag im Jahre 2016 htte ich wahrscheinlich etwas „Ausgang“ bekommen, um irgendwo am Bahndamm zu stehen . . . und bekam zufällig nochmal die 101 112 vor die Nase als Nachschuß in Bad Breisig
29# Bild P1200762. Eine weitere Zufallsbegegnung, denn ich war auf der Pirsch für die ziemlich neue 193 817, die mit einem „Müller“-Sonderzug unterwegs war. Wir sind wieder im Nostalgiebahnhof Duisburg, seit Kurzem ein „Lost Place“ aus dem TV
30# Bild P1250889. und dann sah sie auf einmal ganz anders aus: Sie war auf Betreiben der Modellbahnindustrie in eine dem frühen „Rheingold“ nachempfundene, sehr angenehme Farbgebung foliiert worden und paßte am 12. Mai 2017 ganz exakt zwischen zwei Tragmasten vom Nostalgiabahnhof Duisburg, gesehen mit dem IC 118 und seiner ÖBB-Garnitur
31# Bild P1250932. Dies ist der direkte Gegenzug zum gerade gesehenen 118, es ist der IC 119 (südwärts) vom 13.05.17, der hier auf dem Ferngleis am Bahnsteig des Haltepunktes Duisburg-Schlenk vorüberbraust in seiner Beschleunigungsphase auf 200 km/h
32# Bild A2347. Und am 30.09.19 war sie nochmal geändert worden, nun in die klassische Rheingold-Farbgebung weinrot/beige
33# Bild A4148. Ein weiteres Bild, ebenfalls aus EDG, stammt vom 04.03.2020 und dem IC 2450
34# Bild P1150785. Und auch von 101 119 gibt es ein paar Bilder im Archiv. Hier zum Beispiel kommt sie am 7.7.16 mit einem IC bei voller Fahrt angebraust in Langenfeld/Rheinland (südwärts)
35# Bild P1290529. Eim Jahr später, am 30. Juli 2017, machte sie in Mülheim/Ruhr Reklame für „500 Jahre Reformation“. Sie ist auf dem West-Ferngleis unterwegs und passiert den kürzlich fertiggestellten Radweg auf der Trasse der ehemaligen Güterstrecke der Rheinischen Eisenbahn
36# Bild B2877. Zum Schluß noch ein Bild, das auch heute entstand (am 10.08.21) und zeigt, daß es noch zahlreiche 101 im Betriebseinsatz gibt, von denen einige ebenfalls gepflegt erscheinen: Hier z.B. 101 024 (die älter ist als die oben Genannten) mit dem IC 118 bei der Einfahrt am Abend in Duisburg Hbf auf Gleis 12, dem Gleis, das gut im Licht liegt und noch einen alten Kilometerstein bietet.

Die 101. Nicht von Allen geliebt. Aber ein über mehr als 20 Jahre zuverlässiges Arbeitstier, das viele Millionen Kilometer abgespult hat mit 200 km/h. Nun sinkt ihr Stern, dies ist der Anfang vom Ende, c´ est la vie.

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Soviel zu dieser Aktion vom 10. August 21.

Sollte es Bilder der eigentlichen Zerlegung geben, werden sie hier angehängt – die Wahrscheinlichkeit ist aber gering, da das Fotografieren beim Bender wie bekannt stark eingeschränkt wurde!

KORREKTUR: Es gibt sogar so viele Bilder der Zerlegung, daß eine eigene Galerieseite daraus entstand!