Sylt mit Dampf

Verschiedentlich im Laufe der Jahre waren Dampflokomotiven auf der Insel mit Sonderzügen, ganz verstärkt in der Zeit von 1988 bis 1990 und nochmal um das Jahr 2000 herum. Da ich den „richtigen“ Dampf auf der Marschbahn (bis 1972) verpaßt habe, war ich bei vielen Sonderzügen zugegen und bin auch einige Male mitgefahren – manchmal war ich dafür nur einen Tag in „Plattland“, also morgens hin und abends wieder zurück. Einige der Ergebnisse von diversen Fahrten auf die Insel möchte ich hier zeigen – Bitte schön, Vorhang auf:

Das typischste aller Syltbilder möchte ich dabei an der Spitze dieser Galerie haben – Die Fahrt über den Hindenburgdamm und die unglaubliche Geschichte aus dem Juni 1988 dazu – die aus heutiger Sicht fragwürdig erscheint, aber exakt der Wahrheit entspricht: Wir hatten weit im Vorfeld beim Fahrdienstleiter von Klanxbüll FAHRRÄDER vorbestellt, als das noch möglich war (man konnte tatsächlich bei der DB in Klanxbüll Fahrräder mieten!). Die waren auch im Voraus durch Überweisung bezahlt und der Mitarbeiter war genau instruiert für den Tag X. Am Tag der Sonderfahrt fuhren wir dann um zwei Uhr morgens in Duisburg los, um gegen sieben einen Parkplatz am Bahnhof Altona zu suchen, dann fuhr meistens so gegen halb acht der Sonderzug mit einer 012 (oder einem anderen Zugfahrzeug, wenn ein Edelrenner ausgefallen war) ab Altona via Hochdonn nach Sylt. Dann fuhren wir manchmal mit im Zuge, manchmal sahen wir nur nach der bereitsgestellten Zuglok und rannten zurück zum Auto, um schnell genug aus der Stadt herauszukommen. Den Zug haben wir dann soweit als möglich mit dem Auto begleitet, um mehrere Bilder hinzubekommen und den Aufenthalt zum Wassernehmen in Husum haben wir an diesem Tage genutzt, um schnell nach Klanxbüll zu kommen. Dort wurden hastig die bereitstehenden Fahrräder in den Kofferraum geworfen und mit offener Heckklappe ging es mit Vollgas zum letzten Zauntor vor dem Hindenburgdamm. Dort wurden die Räder über den Zaun geworfen, schnell rübergeklettert und mit wehenden Fahnen per Rad auf den Hindenburgdamm gefahren, wie es das dicke Kopfsteinpflaster so gerade eben noch zuließ = es gab Blasen an den Händen und wunde Stellen im Schritt, es war egal. Wir fuhren und fuhren, bis hinter uns die 012 zu hören war, dann fielen die Räder um und wir stapften so weit wie möglich abseits vom Gleis auf eine Buhne, umdrehen und KNIPS ! Aber dann kam Pech hinzu: Ein falscher Schritt und ich war bis zum Knie im modderigen Schlick. Bis ich wieder draußen war und den Schuh wiedergefunden und rausgeangelt hatte, war ich über und über mit Matsch eingesaut. Wir sind dann weitergelaufen in Richtung Blockstelle und hofften, daß der Fdl dort „gute Laune“ hatte. Die hatte er: Er hatte uns schon beobachtet und hatte für mich einen Wasserschlauch bereit, mit dem er mich abspritzte, was IHM sichtlich Spaß machte, mir weniger. Aber es war ja Sommer und ich war schnell wieder trocken, es gab einen Kaffee in der „Blockstelle Hindenburgdamm“ und wir konnten uns etwas ausruhen – die wichtigste Aufnahme war im Kasten, die heute noch zu den 25 „Best of“-Bildern meiner Sammlung zählt, siehe oben . . . Der Knaller kommt aber noch: Wir wußten ja, daß der Fdl von uns Kenntnis hatte und in uns keine Gefahr sah, also sind wir nicht zurückgefahren zum Festland, sondern weiter auf die Insel nach Morsum – in der Blockstellen-Galerie sind mehrere Bilder von 218, die dies beweisen. Aber: Es war wesentlich weiter als gedacht und die Zeit lief uns weg. Es gab noch eine etwas verkrampfte Aufnahme der 012 bei Morsum, dann mußten wir mit den Rädern irgendwie in den völlig überfüllten Zug nach Klanxbüll . . . Zusammengefaßt sind oder waren WIR diejenigen, die PER FAHRRAD über den Hindenburgdamm gefahren sind !! Und leider auch die, die wegen ausgebliebenen Nachdenkens auf die Aufnahme des Jahrzehnts verzichtet haben = anstatt hastig nach Morsum zu radeln, hätten wir die 012 genau an der Blockstelle knipsen können und auf den Rest des Tages verzichten sollen . . .

Dazu folgen hier nun die anderen Bilder des Tages,

und zwar vom Sonntag, den 12. Juni 1988

(und die Bilder aus der Blockstelle sehen Sie in der separaten Galerie)

Man sollte ja meinen, da wären einige Diafilme voll geworden, wenn man einen Zug von Hamburg bis Sylt und zurück zum Zwecke des Knipsens begleitet, aber weit gefehlt! Der Zug war dermaßen schnell und die Verkehrsverhältnisse so „fotografenunfreundlich“, daß nur eine Handvoll Bilder möglich war:

Von Altona aus sind wir voraus gefahren bis Hochdonn, weil die Fahrzeiten des Zuges einfach zu knapp waren. Wir wußten nicht (es gab ja noch kein helfendes Internet), daß wir dort extrem ungünstiges Licht haben würden, wichtig war uns nur, daß wir noch vor dem Zug auf die Nordseite kamen, die Bilder sind leider nur minderwertig, was uns beim Knipsen schon klar war . . .
Von der Lok ist kaum was erkennbar, kein Schiff und keine Dampffahne . . . Käse . . .
Der Nachschuß wenigstens mit Ortsangabe, sonst: Müll . . .
Und danach gab es bis zu der Geschichte mit den Fahrrädern nur noch diese zwei Bilder. Einmal hier an nicht mehr nachvollziehbarem Ort . . .
. . und einmal hier, ebenfalls an unbekanntem Ort, aber schon kurz vor Husum
Dann folgte die Fahrradtour auf den Hindenburgdamm (was natürlich auch damals schon verboten war, also nicht nachmachen! Das würde heutzutage in kürzester Zeit den Grenzschutz herbeiholen, der auch eine Rechnung schreibt!)
Aber es war den Aufwand wert, es wurde zum Knips des Jahres 1988 !
Das, was ich gewollt hatte, nämlich einen Topschuß vom Damm, das hat funktioniert
Seitdem weiß ich, wie der Wattschlickmodder von „innen“ aussieht und wie weit man einsinken kann . . .
Da, ein paar Meter weiter ist die rettende Blockstelle schon zu sehen. Natürlich hätte uns auch ein aufgebrachter Fahrdienstleiter erwarten können, der die Bahnpolizei schon antelefoniert hätte, aber wir hatten Glück, es war ein sehr netter und entspannter Zeitgenosse, der eher amüsiert war über die Radtouris auf seinem Damm. Er wird dort nicht häufig Besuch bekommen haben . . .
Hier der Beweis, dass wir wirklich drin waren in der Blockstelle, 218 104 brummt vorbei in Richtung Insel (> die weiteren Bilder von hier sind in einer separaten Galerie zu sehen!)
Dann gings mit den Rädern weiter nach Morsum, dort wurde Pflaster verteilt, dann haben wir einen Fotopunkt für die rückkehrende 012 gesucht, aber die zeit lief uns bereits davon. Später betrachtet, hätten wir den ganzen Streß lassen können, denn es kam nur diese eine Müllaufnahme zustande, da wir nicht genug Zeit hatten. Hier also der Vorschuß, immerhin mit Dampfpfeife . . .
. . . und hier der Hauptschuß, auf den man auch hätte verzichten können. Wären wir auf dem Damm geblieben, wäre es die bessere und wohl auch spektakulärere Aufnahme geworden (nämlich genau an der Blockstelle) . . .
Mit dem nächsten Zug zurück zum Festland wollten wir nicht alleine: Es gab nur noch Stehplätze hinter 218 165, aber wir haben es irgendwie geschafft, auch noch die drei Fahrräder hineinzubekommen . . . Aber nur, weil es DB-eigene Räder waren, die ich sonst dagelassen hätte, das wollte der überforderte Zugführer auch nicht . . .
Und dann gab es bis Hamburg auch nur noch zwei Bilder, mehr war durch dichten Autoverkehr nicht möglich
Das war dann der letzte Fotopunkt des Tages, dann ging es zurück nach Hamburg und ins Ruhrgebiet, am nächsten Tag war normaler Werktag für Alle, wir waren nur etwas müde . . .
Das war sie, die Fotostelle vom letzten Bild, die wir sekundengenau erreicht hatten mit qualmenden Reifen, dann war Schluß für den Tag

Es folgen noch ein paar Bilder von anderen Touren:

Da gab es zum Beispiel gleich ZWEI Schönheiten in Westerland: Eine parfümierte und eine dampfende!
Das war IMMER ein großartiges Erlebnis: Mit Volldampf über den Hindenburgdamm. Da haben die Meister auf dem Edelrenner immer alles gegeben und konnten es mal so richtig laufen lassen. Hier würde auch der Liedtext passen „Es fährt ein Zug nach nirgendwo . . .“
Selbst der Meister der entgegenkommenden 218 102 war fasziniert ob der krachenden 012, die ihm entgegenkam
An einem anderen Tag im Jahre 2001 war ich rechtzeitig auf der Insel, um den Edelrenner zu erwarten. Wir schauen von Morsum aus auf den Hindenburgdamm und können die Blockstelle rechts hinten noch erkennen, und links kommt was angebrettert, das eindeutig ist!
Es ist wieder die 012 100-4, diesmal mit EDV-Schild, die die Insel erreicht mit guter Vmax und dem üblichen Sylt-Begrüßungspfiff
Und am Abend desselben Tages verläßt die 012 wieder die Insel, gute Reise! Mir läuft heute noch ein wohliger Schauer über den Rücken, wenn ich diese Bilder sehe und denke, was damals alles möglich war: Ein Dampfer mit passender Infrastruktur ohne Angstlok auf weiter Strecke mit langen Zügen – es ist vorbei, das kommt nicht wieder . . .
Da rollt sie hin, die 012, und kann zeigen, was sie kann! Sie war noch lange zu hören und hatte SPASS dabei
Ein andermal gehts frühmorgens los in Hamburg in Richtung Norden. Das war schon stark, wie die 012 langsam, aber kraftvoll aus Altona zieht, durch die Weichen rumpelt und dann neben Langenfelde die „Handbremse“ losmacht und losstürmt wie ein freudig erregtes Rennpferd. Dort am Bbf wurde immer geröhrt wie früher für die vielen Kollegen, die dort beeindruckt standen zum schauen und winken
Bei Heide konnte sie nochmal angetroffen werden
Und hinter Heide, im schwierigen Licht, aber allein das Erlebnis war jeden Aufwand wert, auch wenn das Bild nicht das beste wurde
Bw Westerland. Sauber, gepflegt, mit Drehscheibe für 012, in Betrieb!
Ihr qualmen noch die Socken, sie hat eine Pause verdient im Bw Westerland/Sylt
Dsselbe Motiv – und doch ganz anders. Ein Jahr vorher stand die Lok vielleicht anders, vielleicht war auch der Lichtmast noch gar nicht gebaut. Der Unterschied zwischen „Licht“ und „Schatten“ ist hier gewaltig und zufällig mal im direkten Vergleich zu studieren
Da kommt die Nachfolgerin der 012 aus dem Schuppen. Und an was denken wir? Genau: Sie hat die 01 1100 nicht überlebt. Sie wurde schon im Januar 2008 in Magdeburg verschrottet, sie hatte also nach dieser Aufnahme immerhin noch zwanzig schöne Jahre
Und JA, es gelang, Vorgänger und Nachfolger auf ein Bild zu bekommen (Bw Westerland 1988/09). Und wir sehen: Den Lichtmast von oben gab es schon, die 012 war nur weiter nach hinten gerollt
Im August 89 steht die 1100 mal als 012 100-4 in Westerland bereit und scharrt mit den Hufen. Natürlich entstand das Bild von verbotenem Gelände aus, aber: Ein Bahnhpolizist hatte dies gestattet und stand (mit Knipse!) neben mir, nicht nachmachen bitte!
Und dann gings los! Den vielen schaulustigen Insulanern wurde was geboten! Hier in der Ausfahrt von Westerland wars noch relativ moderat, aber hinter den letzten Häusern von Tinnum brüllte die 012 los und wird hier noch lange zu hören gewesen sein, wie sie mit geschätzten 80 oder 90 krachend durch Keitum blies . . .
Und auf dem Hindenburgdamm kam uns wieder einmal die 218 105 entgegen, die in einer anderen Galerie ja schon mehrfach auftaucht (in der Galerie von der Blockstelle), diesmal ist sie aber orientrot lackiert, am 30.11.88 war sie in den Farbtopf gefallen
Und dann entstand dieses Bild hier: Eines meiner Lieblingsbilder. Es symbolisiert das Reisen mit der Eisenbahn, wie es einmal war: Zu öffenende Fenster, bequeme Polstersitze, gemütliches Reisen ohne Stress. Es war ein Erlebnis der anderen Art in solchen Vorkriegs- „Schürzenwagen“. Und diese (leider unbekannte) Familie hatte es sich besonders gemütlich gemacht und zwei Püppchen zur Deko hingestellt. Und von außen kamen immer wieder weiße Wölkchen von der 012 vorbeigeflogen, die man vorne hämmern hörte . . . so sah ein rundum schöner Tag aus . . . und konnte in diesem Bild quasi zusammengefaßt werden
Und dann kam Rendsburg! Diesmal ging es ohne Halt durch den Bahnhof und mit Volldampf in die Steigung, beobachtet von vielen Rendsburgern, die dafür zum Bahnhof gekommen waren und nicht alle mit „weißer Weste“ wieder nach Hause kamen. Links ist die Brücke zu sehen, über die wir in wenigen Minuten fahren werden!
Da gehts in die Kurve, die in einer großen Schleife ständig an Höhe gewinnt
Bis die notwendige Höhe der Schiffsbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal erreicht ist. Da wußte Jeder im Ort, daß wieder eine Dampflok da ist und den steilen Anstieg geschafft hat
Von einer anderen Fahrt im Jahre 1992 stammt diese Aufnahme, auf der die Situation nochmal klar wird, daß der Zug nacheinander auf beiden sichtbaren Ebenen unterwegs ist und daß Gleis und Brücke denselben Schienenstrang darstellen
Da jetzt soviel von Rendsburg die Rede war, muß an dieser Stelle der Klassiker auftauchen: Die Rendsburger Hochbrücke von der „richtigen“ Seite (der Nordseite). Diese Fahrt aus dem August oder September 1988 (ich weiß es nicht genau) führte in feinstem Licht über die gigantische Brücke
Das war einfach nur großartig, mir fehlen weitere Worte
Und mir ist es völlig egal, ob es im August oder im September war . . . ich war in 1988 zeitweilig an jedem Wochenende „da oben“, weil so viele Sonderfahrten anstanden, daß man die Übersicht verlieren konnte – und immer noch kann (ich habe nämlich Probleme, die einzelnen Aufnahmen den jeweiligen Fahrten zuordnen zu können)
Haben wir im letzten Bild fast eine weiße Dampflok gesehen, steht das Licht nur wenige Meter weiter schon wieder ganz anders (durch die Linkskurve, die die Strecke vollführt)
Zur gleichen Zeit (also August oder September 88) gab es auch diese kleine Serie in Hochdonn
Und wieder war kein Schiff weit und breit zu sehen . . . (man kann nicht alles haben!)
01 1100 hoch oben, 177 Tonnen auf der Hochbrücke
„Sylt, wir kommen!“ werden sich die Fahrgäste denken
Das ist wahrscheinlich der Zug aus der Hochdonn-Reihe, nun in Husum bei der Ausfahrt
Und jetzt sind wir kurz hinter Niebüll. Dieses Bild ist nicht ganz der Brüller, aber . . .
. . . dieses Bild hier als Mitzieher in voller Breitseite, das gefällt mir gut, und „natürlich“ sind die Stangen unten . . .
Wohingegen ich überhaupt nicht (mehr) weiß, wo ich dieses Motiv gefunden hatte
Aber zum Schluß dieser Galerie kommen wir nochmal nach Sylt zu diesen beiden „Schwarzen“
1992 hatte Westerland noch kein Bahnsteigdach, aber gelegentlich eine 012 !
Und mit diesen beiden Bildern geht die Galerie für heute zu Ende, hier die starke Ausfahrt aus Niebüll
Und die Schlußaufnahme Abends kurz vor Hamburg (als dort noch kein Fahrdraht hing), es war eines der (für meinen Geschmack) besten Motive, die ich zu dieser Zeit gefunden hatte, vielleicht trifft es auch Ihren Geschmack?

Es wird noch eine Fortsetzungsgalerie geben, bitte Geduld,

zunächst Dank für Euer Interesse