Bender-Galerie von „KOPLX“

Unter dem Nickname KOPLX ist Markus Tigges ziemlich bekannt als Bender-Experte, deshalb habe ich ihn gebeten, für diese Stelle auch eine Bender-Galerie zusammenzustellen, die die Vielschichtigkeit der Zerlegung dort dokumentieren soll und völlig unterschiedliche Arbeitsweisen über die Jahre gesehen. Dies ist dabei von ihm für interessant genug bewertet worden, hier gezeigt zu werden als Zusammenfassung von ungefähr fünfzehn Jahren, bitte schön:

Unbedingt an die Spitze der Galerie gehört dieses vollkommen ungewöhnliche Bild: Heute würde man zuerst an eine Drohne denken (die würde aber in kürzester Zeit von Benderleuten abgeschossen . . . poff, weg), damals, am 4. August 2007, gabs solche Spielzeuge noch nicht, da mußte man sich tatsächlich mit einem richtigen Sportflieger zusammentun, dann konnte man „den Bender“ aus der Luft betrachten: Die Kleingärten sind schon aufgelöst, aber noch nicht plattgemacht für Peter Bender, das Gelände ist noch etwas kleiner als heute und nach vorne sind sogar zwei Sichtblenden installiert – ein undurchsichtiger Zaun und eine Hochgalerie mit kompletten Schrottautos! Und zu allem Überfluß sind auch noch die Loknummern bekannt, die wir hier sehen: 140 606, 140 357, 140 111, 110 392 und 143 603 (von rechts nach links bis zum damaligen Zerlegeplatz, der bewußt fotografenfeindlich anders lag als heute). Irgendwie hat man den Eindruck, es sei alles noch etwas aufgeräumter und sauberer als heute, aber das mag täuschen

An diese Stelle schieben wir 5 Bilder aus dem Januar 2021, welche die rohe Gewalt zeigen, die bei der Zerlegung des Triebwagens Tz 209 aus Hamburg an den Tag gelegt wurde. Die älteren Bilder folgen anschließend:

Zerlegung des Wagens 472 509 am 29. Januar 2021
Hier mußte es schnell gehen, der nächste Schrottzug war schon angekündigt (472 509)
Hier trifft es den 472 009, der förmlich zerrissen wird
Als letztes ist der Führerstand dran (472 009)
Ein letztes mal kommt der Arbeitsplatz des Tf ins Blickfeld, aber schon der nächste Griff des Baggers setzte ihm ein Ende . . .
Die anderen Bilder sind bewußt nicht in eine chronologische Reihenfolge gebracht, da sie ja die Vielfältigkeit der Arbeit zeigen sollen, wie diese Trafozerlegung, die ebenfalls zum Portfolio vom Bender gehört. Was hier am 19.04.06 geschieht, war aber sehr viel aufwändiger und sicherlich um ein Vielfaches teurer, als ähnliche Aufgaben sich heute gestalten: Bender hat wieder einmal die Kranfirma Colonia anfordern müssen mit einem Super-Schwergewicht – ein 500-Tonnen-Kran! Dessen Unternehmer macht das nicht als Übung für n Kasten Bier. Heutzutage wird es sehr viel einfacher und ohne lange Vorarbeit: heute wird der eigene Portalkran genutzt, der auf vielen aktuellen Bildern vom Bender allein schon durch seine gelbe Farbe deutlich auffällt
Das war eine von vielen Sauereien, die wir Hartmut Mehdorn zu verdanken haben. Leider muß man das so klar und radikal sehen. Die von ihm vertretene Politik haben wir in der Schule gelernt als „Politik der verbrannten Erde“ und wir haben uns nie was Konkretes darunter vorstellen können – Mehdorn hat ein Bilderbuchbeispiel geliefert: Niemand sollte mehr einen Vorteil durch die Schließung des AW Opladen haben, weder ein privater Übernehmer, noch ein anderweitiger Nutzer, ja nicht einmal ein Interessent der letzten verbliebenen, betriebsfähigen Werkslok – Alles wurde in kurzer Zeit so gründlich zerstört und von Kernelementen befreit, daß eine Nachnutzung schlicht unmöglich war. Dazu gehörte die Zerlegung der letzten noch freien 103 der DB, der 103 219, die in Opladen zuletzt Werkslok war. Am 04.12.03 wars für sie der letzte Tag und die Fans schauten traurig zu – DAS wäre nicht nötig gewesen, es hätte zahlreiche Bewerber und ernsthafte Interessenten gegeben
Auch nur auf den ersten Blick ein schöner Anblick, denn hier wird „neuer“ Schrott für Bender geliefert. Aber immerhin hat die 103, die wir hier sehen, überlebt und fährt noch heute (Stand 2020/10) als „Graue Maus“ für RailAdventure kreuz und quer durch die Republik. Sie bringt hier die Fahrzeuge 140 117, 139 163, 140 337, 140 547, 140 551, 140 712, 140 768 und 140 809 zum „Verwerter ihres Vertrauens“, gesehen in der Einfahrt nach Opladen
110 125 war am 28.04.04 der kurze Hauptdarsteller, gerade hat die Zerlegung begonnen und die mittlere Außenhaut ist entfernt. Zum Vorschein kommen Kilometer an Kabeln, die alle mal eine Funktion hatten, und jetzt nur noch Restwert
Es war immer gesagt worden, Bender sei wie ein Schwarzes Loch in der Astronomie: Was da reinfällt, kommt nie wieder raus. Aber hier sehen wir eine Ausnahme! Wenn ein so hochrangiger Interessent wie MÄRKLIN bei der DBAG anklopft, dann geht auf einmal alles, was sonst unmöglich ist. Berlin hat angeordnet, daß ein guterhaltener Führerstand der 110 144 möglichst sauber abgetrennt und bereitgehalten wird für die Abholung durch Märklin! Der Führerstand befindet sich heute schön aufgearbeitet in der Erlebniswelt in Göppingen und kann noch viel Freude bereiten, der Rest ging im Dezember 2005 in den Ofen
Eine zeitlang ist so gearbeitet worden – aber nicht lange: Der Rahmen wurde zunächst abgeräumt, dann aber von den Drehgestellen abgehoben und auf dem Boden endgültig zerteilt. Dieses Schicksal traf 110 158 am 12.04.05
Während hier an 110 202 vollkommen anders gearbeitet wurde: Hier war der Rahmen bereits zerteilt, als die Lok noch weitgehend komplett war!
Wir bleiben bei der Baureihe 110. Hier steht die 229 mit zahlreichen Schwestern bei Bender vor dem Tor, an einem eisigen Morgen des 01.02.06
Und noch eine 110, aber nur als Rest: Ein Drehgestell der ehemaligen Rheingold-Lok der ersten Generation E10 251 = 110 251. Wir haben uns zunächst gefragt, wieso beim Trennschweißen so breite Lücken entstanden sind, glauben aber nun, daß hier bewußt zwei parallele Schnitte jeweils gesetzt wurden – aus welchem Grunde auch immer. NACHTRAG: Wir glauben jetzt zu wissen, wozu das Feld aus parallelen Schnitten nötig war: Durch diese Löcher kam man mit der Schneidlanze an die innen liegenden Wände heran. Später hat man Möglichkeiten gefunden, nur von außen zu zerlegen, vielleicht auch sind die moderneren Drehgestelle einfacher aufgebaut, sodaß bei ihnen auch die Innenbleche von außen zugänglich sind
Und noch ne 110, und zwar eine, die aussah, wie frisch aus der Märklin-Verpackung. Gepflegt, sauber, sehr gut im Lack – aber Schrott: Sie hatte einen Schaden, der ihr „Aus“ bedeutete, das Bw Stuttgart mußte sich von ihr verabschieden für immer
Auch diese 110 hatte was Besonderes: Sie war in den letzten Monaten ihres betriebsbähigen Lebens eine Werbelok: Zunächst warb sie für Ameropa, dann für den Science-Express der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Es nützte ihr nix, sie ging in den Hochofen. Das zu sehende Handrad ist übrigens nicht der Fahrschalter, sondern die Handbremse
Noch eine neue Zerlegemethode! Bei 110 341 wurde der Rahmen nicht nur abgehoben von den Rädern, sondern auch noch umgedreht zum Zerlegen. Bei einigen Loks wurde das so gemacht, aber der Grund ist uns nicht bekannt
Bei diesem 110-Bild der 110 360 ist nicht die Lok, sondern der riesige Schrottberg von Autos das Hauptmotiv: Wir sind in der Zeit der „Abwrackprämie“ und sehen, wer wirklich an der staatlichen Prämie verdient hat, nämlich der Bender und die ganze Schrottgilde, und die Autoindustrie, der eine große Sorge namens „Gebrauchtwagen“ politisch gewollt abgenommen wurde zu Gunsten von Neuwagen. Hier im Berg waren zahlreiche Autos, die noch lange Jahre tauglich gewesen wären
Wieder eine 110, die 375, deren Rahmen umgedreht wurde zum Zerlegen. Vorher aber wurden die Drehgestelle kleingemacht und 110 341 schaut interessiert zu. Dahinter übrigens 140 714
An 110 427 am 08.07.2013 wurde dann der Arbeitsablauf gewählt, der heute noch (meistens) angewendet wird: Abräumen (zuerst Mitte, dann die Führerstände), dann zerteilen und Wegräumen des Rahmens in etwa gleichgroßen Stücken, dann erst Zerlegung der Drehgestelle
Da! Schnee. Der Beweis: 2010 gab es ihn noch! Und sogar schon im November. 110 465, zahlreiche Schwestern und einige 143 konnte er aber nicht mehr erfreuen, der Schnee. demnächst müssen wir Kindern erklären, was das ist
Und jetzt haben wir mal eine andere Baureihe und eine andere Fototechnik: Nachtaufnahme vom Stativ. Recht ordentlich gelungen! Aber 111 068 hatte nichts mehr davon, nur wir und alle Besucher der Galerie. Wir erinnern: 111 068 war eine der Farb-Versuchsloks für das damals (= 1985) neue Farbsystem „Orientrot“
Hier sehen wir am 27.08.15 mal im dicken Tele die flirrende Luft durch die Schweißhitze an 139 172. Diese Lok war keineswegs als 139 oder 140 (bzw. E40.10) gebaut worden, sondern es war früher eine 110! Im Jahre 1995 war 110 172 zur Güterlok 139 172 umgebaut worden
An 140 387 sehen wir mal sehr schön die Größenordnung der übrigbleibenden Rahmenteile, die wahrscheinlich so in den Hochofen gehen, zumindest haben wir häufig die Container-Verladung dieser Teile im Ganzen gesehen, die per LKW weggefahren werden
Das war (neben der Museumslok 140 128) die letzte E40 in altgrün, die nie in ihrem Leben ein anderes Farbkleid bekommen hatte – aber wohl nicht traurig war darüber. 140 411 ging im Januar 2006 in Opladen nicht nur sprichwörtlich über die Wupper
Der Moment des Auslösens der Kamera friert genau das Zersplittern der Scheibe ein, als der Bagger ins Dach greift und abreißt, wie ein Löwe seine Beute zerfleischen würde, während weiter hinten bereits der Rahmen zerteilt wird – damit steht das Zerlegedatum fest: 14.02.05
Einer der vielen Zuführungszüge zum Bender: Eine Gremberger V90 drückt 140 429 gemeinsam mit 140 603, 140 604, 140 709, 140 747 und 140 623 zum Bendergelände (die Nummer der letzten Lok ist leider nicht bekannt)
Und noch ne Lok, die was Besonderes hatte: Schon als geplante Schrottlok hatte man sie nochmal fahrbereit gemacht im AW, um mit ihr Aufstoßversuche für neue Pufferbauarten durchzuführen. Davon stammen die Aufkleber der beteiligten Firmen und der Meßstreifen vorne rechts am Rahmen
140 657 – das letzte Rahmenteil mit der Nummer liegt noch da, sonst könnten wir die Drehgestelle nicht zuordnen
Dieses Teil der 140 689 wurde einige Wochen lang verwendet als sehr funktionsfähiger Schließriegel des Tores: Es wurde abends einfach davorgelegt und man konnte sicher sein: Hier rührt sich nix
Am 21.12.05 konnten einige Rahmenpakete von 140ern gesehen werden, die Weihnachten nicht mehr erleben durften. Und wir dürfen leider auch nicht erleben, welche Loks das waren, es war nicht feststellbar
Bei 141 193 sehen wir im Juni 2004 wieder diese ungewöhnlich breiten Schnitte, die wahrscheinlich Doppelschnitte des Brenners sind. Es ist uns unklar, welchem Zweck sie dienen – heute sind die Schnitte nur wenige Millimeter breit
Auch bei 141 321 sehen wir das Abheben des Rahmens vor der Zertrennung, hier scheint es aber einen Grund zu geben: Die Drehgestelle sind offenbar sauber getrennt und geschützt zur weiteren Verwendung irgendwo (aber es gibt doch gar keine betriebsfähige 141 außer der 228 in Darmstadt)
Ein ganzer Haufen voller Rahmenteile am 3. Dezember 2005. Zu erkennen sind die Nummern 141 229, 141 315, 141 385 und mindestens drei weitere 141
Viel ist nicht mehr über. Das waren mal 143 200 und 131
Eben haben wir schonmal Schnee gesehen – was bitte? Das hier, was auch hier einfach so rumliegt, das weiße Zeug. 143 331 und eine lange Reihe von Schwestern warten auf ihr Schicksal
Aber wie wir sehen, ist Schnee kein Hinderungsgrund, das Zerlegen zu verschieben. 143 888 bringt es keinen Aufschub
Das war ein paar Tage vorher: Eine V90 schiebt die nächste Ladung zum Bender, dabei ist die eben gesehene 143 888. Wenn die Aufzeichnungen stimmen, waren das: 143 902, 143 890, 143 888, 043 052, 143 869, 111 068 (= die frühere Farb-Versuchslok!), 110 402, 110 497, 111 072 und 143 654
Auch ein November, aber offensichtlich ohne Schnee. Dafür mit 143 641, der es gerade an den Kragen . . . äh, an die Stirn geht, während vor ihr Drehgestelle der letztzerlegten Schwester kleingeschnitten werden
Und noch eine tolle Nachtaufnahme hat Markus geschafft: Diesmal war es 143 939, deren letzte Momente wir am 09.12.15 sehen. Die nächste Kandidatin hat beim unsanften Heranziehen schon Schaden genommen, was hier unwichtig ist
Eine hier noch nicht gezeigte Baureihe: Die 150 161. Eine Lokgeneration, die in kurzer Zeit komplett aus dem Rennen genommen wurde und fast vollständig beim bender zerlegt wurde. Hier sind die ersten Schnitte zum Abreißen der Seitenwände bereits gesetzt, dafür mussten wir zurückschauen bis ins Jahr 2004
Für eine weitere Baureihe sind wir wieder im Jahre 2011: 151 111 wirkt aus dieser Perspektive im Tele gar nicht mehr so riesengroß
Und hier sehen wir gleich zwei neue Baureihen: Einmal die 155 093 in Lätzchen-rot und einmal eine Güterwagen-Zerlegung, die bisher nur selten stattfand. Hier sind es Kesselwagen, die ihr Ende finden und nun sehen wir mal, daß es ein „einfacher“ Kessel war, der nur aus einer relativ dünnen Haut bestand und der offenbar keine Schwallbleche besaß (?)
Und am 24. Oktober 14 gelang unserem Markus eine weitere geniale fast-Nachtaufnahme, diesmal von 155 116
Und auch der Olympia-Triebwagen Et 420 darf hier nicht fehlen, denn einige seiner Sorte fanden bereits hier ihr Ende. Hier trifft es einen weiteren von ihnen, dessen Führerstand bis zum Schluß warten durfte
Im April 2013 gab es einen Versuch, beim Bender auch mal Reisezugwagen zu zerlegen. Offenbar hat sich der Verwerter aus Opladen damit schwer getan und konnte weitere Aufträge dieser Art verhindern, denn es tauchten danach keine Wagen mehr auf in Opladen, die gingen mehr nach Ehrang und Eberswalde, sowie Espenhain
Und stellvertretend für die vielen privaten Loks, die hier schon verwertet wurden, steht RBH 570, die im Dezember 15 vom neuen Eigentümer DBAG entsorgt werden sollte, obwohl sie noch einen rüstigen und vollständigen Eindruck machte. Hier sehen wir zudem den gelben Portalkran, der sogar aus zwei Hubbrücken besteht und der auch schwerste Trafos (und anderes
Zerlegegut) anheben kann, wozu also inzwischen kein Kran mehr angefordert werden muß (siehe oben)
Aber eigentlich sind ja PKW das Hauptarbeitsgebiet. Hier hat Markus mal einen kleinen Opel ausgesucht, aus dem wir noch schnell das Radio ausbauen wollen . . .
. . . aber oh . . . Sekundenbruchteile später war es dafür schon viel zu spät. Die kleine Stempelplatte und die Kraft des Baggers haben mal eben ein Auto plattgemacht, und zwar ganz platt

Wir hoffen, daß wir auch die geneigten Besucher dieser Galerie sprichwörtlich „platt“ gemacht haben ob der Vielfalt an Fahrzeugen und Arbeitsmodi beim Bender und danken für Euer Interesse