Zum Thema 120 103

Ganz aktuell (Februar 2021) steht ja die einst stolze 120 103 beim Verwerter Ihres Vertrauens in Leverkusen-Opladen und wartet auf ihr Ende. Daher möchte ich dieser Lok ein würdiges Denkmal setzen mit einer kleinen Galerie, war diese 120 103 doch zu Beginn ihres Daseins eine zeitlang ein Medienereignis sondergleichen: Im Januar 1987, noch vor ihrer endgültigen Abnahme, hatte die Bahn nach München geladen, um diese Lok als erste ihrer Art und gleichzeitig als erste in einem neuen Farbsystem der Bundesbahn mit Namen „orientrot“ vorzustellen. Ich war damals dabei, sogar auf Kosten der Eisenbahn (als Fotograf eines Journalisten). Hier die Ergebnisse von damals und die wenigen Begegnungen mit der Lok, die ich danach noch hatte, ergänzt um ein paar Bilder anderer Fotografen, bitte sehr:

NACHTRAG: Die endgültige Zerlegung erfolgte erst am 21. April 2021, bis dahin stand die Lok beim Bender und wartete auf ihr Schicksal – Aber ganz zum Schluß geriet sie nochmals in die Schlagzeilen und durfte ein großes Karosserieteil spenden, das langfristig erhalten werden wird, sie geht uns also nicht ganz verloren, die 120 103 . . . (siehe ganz unten in diesem Beitrag)

1-Bild 27813. Das war sie, die Freifahrkarte für die Fahrt nach Südpreußen!
2-Bild 27830. Und das war der Sonderzug für die geladenen Pressevertreter vom Hbf ins AW Freimann
3-Bild 27831. Später sollte diese schöne Lok einem Unfall zum Opfer fallen, davon reden wir hier nicht weiter

Weiterführend zum Unfall für Interessierte z.B. hier: Unfall der 120 001=752 001 im April 2004

4-Bild 27832. Dies war das seinerzeitige HU-Datum
5-Bild 27833. Und schon sind wir in der Festhalle des AW Freimann: Eine normale Werkhalle war etwas aufgehübscht worden und mit einem Holzboden versehen, einzelne Lokomotiven und der Sonderzug stellten Sichtblenden zum „Hinterland“ dar
6-Bild 27834. Die Aufnahme muß wohl früher entstanden sein, passt dramaturgisch hier aber besser
7-Bild 27835. Da sitzt die versammelte Presse und „muß“ sich ein paar Vorträge anhören. In einem Vortrag hörten wir den Satz: „Es stimmt nicht, daß sich die Bundesbahn aus der Fläche zurückzieht . . .“ – Aber leider Niemand (auch ich nicht) hatte den Mut, aufzustehen und zu erwähnen, daß man nicht nach München gekommen sei, um sich mit direkten Lügen bewerfen zu lassen . . .
8-Bild 27837. Da steht die neue 120 103, der Lack war noch frisch und am Vortage noch etwas verändert worden
9-Bild 27838. Dann gelang dieses Bild mit drei Honoratioren, nämlich:

Links: Reiner Maria Gohlke (*29.07.34 Beuthen), von 1982 bis 1991 Erster Präsident der Deutschen Bundesbahn

Mitte: Werner Dollinger (*10.10.18 Neustadt/Aisch, †03.01.08), von 1982 bis 1987 deutscher Verkehrsminister

Rechts: Professor Theo Rahn (*05.11.32), deutscher Bahnmanager, zu dieser Zeit Präsident des BZA München

10-Bild 27839. Zum ersten mal in der Öffentlichkeit: Das Lätzchen-Rot der nächsten knapp zehn Jahre
11-Bild 27840. Es waren nicht Viele, die sich die Mühe machten, die Lok zu umrunden . . .
12-Bild 27841. Ein Eindruck von der Originalfarbe „orientrot“ und vom alten DB-Emblem
13-Bild 27842. Nun verläßt mich meine Erinnerung – ich meine aber, am nächsten Tag durften die Fotografen der Runde nochmals ins AW kommen, um die Lok im Freien knipsen zu dürfen und ohne den Zierrat, demnach wäre dies hier der 14. Januar 1987
14-Bild 27843. Sie wirkte in „Neu“ gar nicht unsympatisch, in „Alt“ gefiel die Farbe hingegen nie mehr
15-Bild 27844. Dieses Bild kommt weiter unten nochmal zu besonderen Ehren
16-Bild 27845. Wir hatten Zeit und man ließ uns gewähren
17-Bild 27846. Nie wieder sah ich eine 120er Lok danach in diesem Zustand = wie frisch aus der Packung!
18-Bild 27847. Auch die andere Seite natürlich . . . nun wird der Tf doch ungeduldig!
19-Bild 27848. Mehr Namen gibts wohl gar nicht im deutschen Bahnbau: Alle sie waren beteiligt an der „Mehrfunktionslok“ 120
20-Bild 27849. Jetzt war es aber auch für mich gut und sofort verschwand der Star wieder in der Halle
21-Bild 44686. Aber elektronisch holen wir nochmal eine Kopie des obigen Bildes hervor für ein Experiment! Denn da dies quasi eine Steilvorlage für eine klassische Werksaufnahme ist durch die weitgehend weiße Farbe rund um die Lok herum, habe ich mir mal erlaubt, im alten Stil eine freigestellte 120 zu zaubern:
22-Bild 44687. Das ist exakt die Aufnahme von gerade, aber als Katalogbild (und Experiment). Früher benötigte ein Retouschestudio eine Woche dafür, wir benötigen heute mithilfe von Photoshop 20 Minuten . . .

Aus ihrem Leben gibt es ein paar Betriebsbilder:

23- Steffen traf die Lok am 1. April 2005 im AW Dessau an, wo es was an ihr zu schrauben galt (links 152 149)
24- Da gings ihr noch gut, man hat sich liebevoll um sie gekümmert
25-Bild 1090007. Nostalgiebahnhof Duisburg. Sie hat den IC 119 am Haken, seinerzeit eine häufige 103-Leistung. Heute war aber keine „103“ am Zuge, dafür trotzdem eine „103“ . . .
26-Bild 1090011. Die Ausfahrt aus EDG (Duisburg Hbf) in Richtung Süden, September 2014
27-Bild 19788. Da isse nochmal. Perfekt klassisch zugefahren von einer ebenfalls interessanten Lok, der belgischen Werbelok 1601, aber: Das wars! Diese beiden Begegnungen 2001 und 2014 waren die beiden einzigen Male, an denen ich die 120 103 noch sah, immer fuhr sie an meiner Kamera sprichwörtlich vorbei, nie mehr hatte ich das Glück, sie zu erlegen . . .
28- Aber Markus hatte mehr Glück bei der 103, die ja nichts Besonderes mehr an sich hatte, sondern eine unter Vielen war. Hier sehen wir sie Dank Markus am 22.08.92 im Bw Stuttgart
29- 120 103 am 07. Mai 2006 in Langenfeld und im Teleobjektiv, wieder von Markus
30- Hier ist sie in Düsseldorf-Oberbilk unterwegs, wahrscheinlich mit einem Schweizer EC
31- Nochmals in Düsseldorf-Oberbilk im starken Tele: 120 103 am 10. August 2012
32- Und hier haben wir sie mit dem IC 2417, ebenfalls in Langenfeld, 16.09.2012
33- Und nochmal hat Markus sie erwischt, diesmal „sogar“ mit einem Güterzug, obwohl die Lok doch eigentlich als Mehrzwecklok gebaut worden war; tatsächlich wurde sie aber sogut wie nie außerhalb von schnellen Reisezügen eingesetzt (09.06.2016). Besten Dank an Markus für die Genehmigung zum Zeigen dieser Bilder!
34- Und dann war´s das: Spätestens am 05. Juli 2020 wurden die restlichen verbliebenen 120 abgestellt und die Baureihe 120.1 aus dem Betrieb genommen, einzig die privatisierte 120 125 der DB-Systemtechnik (Minden) hat noch eine Schonfrist. Da war unsere 104 schon nicht mehr dabei, sie war bereits länger mit einem Brandschaden abgestellt – Aber das beschlossene „Aus“ der ganzen Baureihe besiegelte letztlich ihr Schicksal und war die Grundlage für die Überstellung zum Bender. Immerhin haben es mehrere Schwestern geschafft, noch eine private Chance zu ergattern, wieder ans Rollen zu kommen und die 120 101 gelangte ins Museum (Koblenz)!

Und dann, 34 Jahre später:

35-Bild A9030. Fast auf den Tag genau 34 Jahre später steht die Lok auf den letzten Metern Gleis, die sie jemals sehen wird. „Lokomotive“ und „Bender“ sind zwei Begriffe, die aus Sicht eines Eisenbahnfreundes einfach nicht zusammenpassen und die immer eine Einbahnstraße darstellen für kurzzeitige Hauptdarsteller, mach´s gut, 120 103! See you again als Coil auf dem „Andernacher“ . . .
36-Bild A9025. Und dies ist dann ihr Schicksal: Beim Bender in Opladen wird sie dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt
37-Bild A9026. Am 27. Januar 21 sieht sie noch komplett aus und steht schon auf dem Zerlegeplatz, aber sie wird wieder und wieder zurückgestellt (aus uns immer noch unbekannten Gründen)
38-Bild A9180. Auf dieser Aufnahme allerdings hat sie bereits erste Macken seit mehreren Rangiermanövern, die mit Baggern ausgeführt wurden. Hier steht sie in ihrer endgültigen Zerlegeposition, aus der sie aber aus unerfindlichen Gründen später ein weiteres Mal entfernt und zurückgestellt wurde
39-Bild A9898. Hir der Überblick von oben auf alle Schrott-Kandidaten, die am 1. Februar 21 angeliefert wurden: 21 mal BR 143 und 3x BR 112. Und: ALLE diese Schrottloks, die hier HINTER ihr zu sehen sind, sind danach VOR ihr verschrottet worden!

Und dann, ganz plötzlich, machte sie nochmal Schlagzeilen:

40-Bild A9990. Plötzlich wurde sie erspäht mit einem großen Grafitto! Erst dachten wir, da haben Strolche den Zaun überwunden und noch ne Lok angemalt . . . – aber die hätten bestimmt keine Werbung für „Bender“ hinterlassen. Schnell war klar, das muß eine Auftragsarbeit sein!
41-Bild A9992. Hier die bestmögliche Szene mit einem dicken Tele vom Zaun aus. Die Leiter, von der aus das Kunstwerk entstand, steht noch daneben und ein Fotograf wußte sicher zu berichten, daß dieses Grafitto am Tag vorher noch NICHT existierte
42- Wenige Tage vor der dann doch erfolgten Zerlegung hatte dann Norbert nochmal die Chance, mit Genehmigung von Lauritz Bender die Lok mit ihrem Kunstwerk in ganzer Ausdehnung zu knipsen = Dank an „LB“ und an Norbert!
43-Bild D61_8121. Und das blieb dann von ihr über: Hier sehen wir die linke der oben sichtbaren Türen der Lok bereits auf einem großen Schrotthaufen während der Zerlegung. Offensichtlich sollten die Türen nicht weiterverwendet werden, aber inzwischen ist klar: Die große Seitenwand wird im Ganzen erhalten, nur der Zweck ist noch nicht eindeutig. Auf jeden Fall aber bleibt ein Teil der 120 103 der Nachwelt erhalten, wir werden noch davon hören!
44-Bild D61_8127. Und so sah die Lok aus, als Norbert in Opladen ankam und nicht damit gerechnet hatte, daß nun endlich die 120 „dran“ sein würde! Nach langen drei Monaten auf Warteposition an unterschiedlichen Plätzen
45-Bild D61_8144. Etwas später: Der Rahmen ist abgeräumt und die ersten irreversiblen Rahmenschnitte sind gesetzt
46-Bild B0422. Noch etwas später kam ich hinzu und hette wieder einmal den für mich „wichtigen“ Einsatz an der 120 103 verpasst . . . Aber was war das da unten rechts?? Genau: Da lag noch ein Rahmenteil der 120 mit deutlich erkennbarer Nummer
47-Bild B0424. Da mußte schnell das „dicke“ Tele aus dem Auto geholt werden, denn diese Chance würde nicht lange bestehen, weil gerade Rahmenteile zum Abtransport verladen wurden und neue von der aktuellen Zerlegung (143 364) hinzukamen . . . Wir sehen deutlich, daß dies hier das Rahmenteil unter dem Grafitto war, Reste der Grafittifarbe sind deutlich sichtbar
48-Bild B0426. Hier hatte ich zunächst gemeint, es könne sich nur um ein Rahmenteil der 143 364 handeln, das hier vorbeigeflogen kommt, aber das war falsch: Es ist ein Teil der 120, auf dem Ganzbild oben ist es der linke Führerstandsboden (FS 1)!
49-Bild B0432. Und noch weitere Rahmenteile der 120 kamen per Luftpost vorbei, hier sind mindestens fünf Rahmensegmente der 120 103 zu erkennen (davon zwei am Bagger)
50-Bild (ohne Nr). Und noch später am Tage kam auch Markus noch nach Opladen und wähnte, jier die Teile der gerade zerlegten 143 047 zu sehen, doch waren auch dies eindeutig nochmals (ein letztes Mal) Rahmenstücke der 120, die gerade verladen werden für den Weg zum Hochofen. Das war der letzte (mögliche) Kontakt mit 120 103, wir werden sie irgendwann wiedersehen als Coil auf dem Andernacher und später vielleicht als Büchse von Erasco > „Das Gute daran ist das Gute darin!“ müßte dann erweitert werden auf „das Gute im Metall der Dose“: Der Geist von 120 103 . . .

Schade um die einstmals so stolze 120 103.

Die „Akte“ (= das Betriebsbuch) ist geschlossen.

Dank für Euer Interesse.

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