Ein kleines Portrait einer Lok, die 1977 zum kurzzeitigen Star der Szene aufstieg und danach ganz schnell wieder verblaßte, obwohl Alle der Ansicht waren, gerade SIE würde eine betriebsfähige Zukunft haben – tatsächlich kam sie nie mehr ans Rollen aus eigener Kraft. Ein paar Bilder dieser Hoch-Zeit, garniert mit „davor“ und „danach“, sollen an diese einst stolze Lok erinnern:
Bild 55203. Beginnen möchte ich diese Galerie mit dem Jahre 1976: Das Ende der Dampfloks war abzusehen, so gab es vielerlei Interessen, noch Erinnerungsbilder und Filme zu drehen, und dazu wurde eine „normale“ Lok des Bw Gelsenkirchen-Bismarck nochmals etwas aufgehübscht und auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt, an vielen Sonderzügen verwendet und etlichen Fernsehkameras präsentiert, wie hier in KREFELD, auch wenns auf den ersten Blick nicht so aussieht. Dies ist ein illegaler und daher fast unbekannter Standort, der zu diesem Zeitpunkt im Herbst 1976 aber gesperrt war für ein TV-Set, ich glaube, das ZDF zu erinnern. Für einige wenige Aufnahmen fuhr die Lok mit dem eigens herangeschafften Rheingold ein paarmal auf und ab und einmal nach Mönchengladbach
Bild 37341. Und genau dortselbst konnte diese Aufnahme entstehen, für die sogar ein Diafilm in Farbe eingelegt war
Bild 37689. Weitere Filmaufnahmen, hier zum Beispiel für das „Sonntagskonzert“ (!) gab es im Bahnhof Schee zwischen Hattingen und Wuppertal, bis es dann zu . . .
Bild 28213. . . . zu den vielen bekannten Sonderfahrten in den ersten Monaten des Schlußjahres 1977 kam, von denen dieses Bild aus Mülheim-Styrum als Beispiel dienen soll
Bild 28220. Wichtiger als die vielen Sonderfahrten waren mir die versteckten Sonderaktionen, für die keine Reklame gemacht wurden. Hier zum Beispiel war ein bekannter DB-Fotograf anwesend und ließ die 44 ein paarmal Scheinanfahrten mit einem abgestellten Leerzug neben dem Bw Bismarck absolvieren, bei dem ich ein paar Bilder „abgreifen“ konnte, auch wenn es dem „RRR“ nicht so ganz gepaßt hat, daß noch andere Fuzzys zugegen waren
Bild 28219. Mal im Hochkant-Format
Bild 28221. Und sogar mit Überdruck
Bild 42266. Und dann kamen die Vorbereitungen für das Dampflok-Abschiedsfest in Gelsenkirchen, zu dem die 44 508 nochmal überarbeitet wurde. Manche behaupten sogar, sie sei dadurch zur Zirkuslok mutiert, das sah aber damals Niemand so! In diesem Zustand absolvierte sie noch ein paar Sonderfahrten und stand im Bw für alle Interessenten zur Verfügung
Bild 51709. Aus dieser Zeit (April oder Mai 77) stammen ein paar SW-Aufnahmen auf „Ilford FP4“
Bild 51710. Auf der Scheibe des Heimat-Bw
Bild 51909
Bild 51910
Bild 51911. Neben der Lokleitung des Bw Bismarck
Bild 51714. Die letzte Parade-Aufstellung unter Dampf! Stangen unten im Abendlicht
Bild 51713. Es ist wahrscheinlich das letzte Wasserfassen in ihrem Leben!
Bild 51912. Und an der Bekohlung in Gelsenkirchen war sie auch nochmal
Bild 51716. So holte sie einige Museumsfahrzeuge ab in Bochum-Dahlhausen für das Abschiedsfest
Bild 51712. Damals hatte ich noch keinen besonderen Blick für Motive und abgeschnittene Stationsschilder, sorry
Bild 37894. Und dann kam das Abschiedsfest in Gelsenkirchen-Bismarck. Am Vorabend gelang in der Abendsonne noch dieses Bild, bei dem wir nicht wußten, daß es die letzten Tage unter Dampf sein würden für diese 44! Hinweis: Ich weiß nicht mehr, wann das genau war, es wird mehrere Tage vor dem Fest gewesen sein, also nur sprichwörtlich am „Vorabend“, für mich haben diese Bilder aber den morbiden Endzeitcharakter – unabhängig davon, wann sie wirklich genau entstanden
Bild 37410. Ein Bild, das mir heute noch viel bedeutet, ist dieses hier: Am sprichwörtlichen „Vorabend“ (siehe oben) des Dampffestes von Bismarck stehen nochmal einige 44 mit und etliche ohne Dampf im Abendlicht, ab dem Festttag 21. Mai 1977 werden alle hier sichtbaren Loks abgestellter Schrott sein und die meisten von ihnen gingen wirklich in den Hochofen!
Bild 37787. Das große Dampflok-Abschiedsfest in Gelsenkirchen-Bismarck. Stellvertretend soll dieses Bild für alle Stars der Schiene stehen, die für dieses Fest nochmal aufgeboten wurden. Und quasi natürlich war die 044 508 mit dabei. Neben ihr steht die 044 215, dann die 472 (die Lok mit den zwei Kontrollziffern), dann die 434 und die Gegendruck-Lok 044 404. Im Schuppen sind die Tender von 044 650 (links) und 216 (rechts) erkennbar
Bild 42152. Das Abschiedsfest ist vorbei, die 508 bereits an die Seite gestellt, das Feuer geht aus – für immer!
Bild 51694. Hier steht sie im Winter 77/78 als Schrottlok an selber Stelle wie gerade (nur andersherum geparkt) und Niemand weiß, wie es für sie weitergeht. Der Schmuck des Abschiedsfestes ist bereits verblaßt – tempora mutantur . . .
Bild 51693. Vom ganzen Zierrat aus dem Mai 77 ist schon nichts mehr zu sehen, die Lok ist zwar im Privatbesitz einer Interessengemeinschaft, aber ihr weiteres Schicksal als Museums-Dampflok zerschlägt sich gerade durch die hohen Kosten und die Nicht-Einsetzbarkeit vor Sonderzügen angesichts des drohenden und am 26.10.77 umgesetzten Dampflokverbotes in (West-) Deutschland
Bild 08006. Immerhin bleibt sie rollfähig, wird in den nächsten Jahren noch mehrfach neu angestrichen und zahlreiche Male ausgestellt bei Festen und Jubiläen, wie hier im Herbst 1978 in Opladen
Bild 33210. Um 1980 herum steht sie kalt und nochmal sauber gemacht, gemeinsam mit 41 360 in ihrem ehemaligen Heimat-Bw
Bild 33207. Während das Schicksal für 41 360 noch ein bekanntes zweites Leben bereithielt, war für die „508“ der Ofen aus
Und zum Schluß gibt es noch das älteste und das jüngste Bild der der 44 508, das ich besitze:
Bild 01042. 1971! Das älteste Bild der 044 508, das mir gelang, wenn auch völlig unvorbereitet und aus einer Laune des Zufalls heraus: Ich war gerade eingeladen worden auf das Fdl-Stellwerk (!) in Duisburg-Baerl, das damals noch nicht zu Duisburg gehörte, als ich sah, daß sich von der Haus-Knipp-Brücke aus ein Dampfzug näherte. Ich hätte JEDEN Zug hier geknipst, aber es war die damals noch völlig unbekannte 044 508! Und wir sehen zudem, wie die Gleissituation vor der Haus-Knipp-Brücke HKB einmal aussah: In der Mitte war die direkte Strecke aus Richtung Hohenbudberg gelegen, die 1966 stillgelegt worden war, und an den Außenseiten war die Strecke nach Moers aus- bzw. eingefädelt, also die Strecke, die heute nun in der Mitte liegt! Die HKB war gerade neu überarbeitet worden und mit Fahrleitung versehen (Einschaltung des Stromes im Oktober 1971), die abgebauten Gleisjoche des Gleises Oberhausen-Hohenbudberg liegen noch an der Seite. Heute liegen nur zwei Gleise in der Mitte, das Stellwerk ist weg, die Bahnsteige vom Hp Baerl sind verschwunden und das ganze Areal ist zugewachsen bis ans Gleis
Bild 1000368. Und dies ist das jüngste Bild der der 508 in meinem Archiv. Wir sind im Schuppen in Westerburg (Westerwald) bei den dortigen Eisenbahnfreunden zu Besuch und sehen, daß die 44 508 gründlich gesäubert und konserviert wurde, aber man hat den Eindruck, das Puzzle läßt sich nicht mehr ganz so schnell wie erhofft zusammensetzen. Was einer betriebsfähigen Aufarbeitung im Wege steht, ist u.A. der Vertrag mit der DB, der genau dies leider ausschließt
Bild 1000382. Immerhin ist die Lok erhalten und unter Dach untergestellt, das ist wenigstens etwas! Ich wünsche ihr eine angenehme, vielleicht sogar bessere Zukunft, es könnten ja noch Überraschungen auf sie zukommen, von denen wir noch nichts wissen . . . – Die Karten werden im Hinblick auf das Jubiläum 2035 vielleicht nochmal neu gemischt!
Und es gibt noch ein paar Bilder aus 2015, die uns freundlicherweise Dietmar zur Verfügung gestellt hat, besten Dank!
27.09.2015 Westerburg / 44 508 (K-M 16113/1941) / ©Dietmar Stresow
27.09.2015 Westerburg / 44 508 (K-M 16113/1941) / ©Dietmar Stresow
27.09.2015 Westerburg / 44 508 (K-M 16113/1941) / ©Dietmar Stresow
27.09.2015 Westerburg / 44 508 (K-M 16113/1941) / ©Dietmar Stresow
27.09.2015 Westerburg / 44 508 (K-M 16113/1941) / ©Dietmar Stresow
Erklärung zu den Fabrikschildern: Das am Rahmen angeschweißte Ersatz-Fabrikschild von Krauss-Maffei 16113/1941 entspricht den korrekten Baudaten von 44 508 und definiert damit die Lokomotive, wohingegen der Tender einen anderen Ursprung hat: Er wurde in der Kriegszeit quasi auf Vorrat gebaut (> WENN wir unterstellen, daß dieses Schild ein original ist, wovon ich aufgrund der eindeutigen Patina derzeit ausgehe, siehe unten), denn die Nummer 15400 von Borsig betrifft die 44 1561 von 1943 . Diese war später eine Kriegsschadenlok, die in Österreich verblieben war und 1952/12 an die DB zurückgegeben wurde, wo sie umgehend ausgemustert und zerlegt wurde – offenbar aber ohne ihren Tender, der weiterverwendet wurde, bis er irgendwann zur 44 508 kam. Die Museumslok besitzt also heute einen Tender, der ursprünglich zu einer Schadlok aus dem WKII gehörte, die schon 1953 verschrottet worden war!
Hier sehen wir den aufgehellten und vergrößerten Ausschnitt des Bildes 51694, das weiter oben zu sehen ist: Es ist deutlich ein Fabrikschild erkennbar an exakt derselben Stelle und demselben Umfeld wie auf dem Bild von Dietmar. Daher gehe ich davon aus, daß es sich beim aktuellen Schild in Westerburg um ein Original handelt (oder um einen von diesem Original angefertigten Nachguß), der an gleicher Stelle angebracht wurde
Dankeschön für Euer Interesse
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