Rheine (Teil 2)

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Version 111122 mit 55 SW- Bildern und Ergänzung

Zum Jahrestag des Dampflokverbotes vom 26.10.77:

Die letzten Dampf-Einsätze im Jahre 1977

In dieser Galerie soll von der letzten Phase des Dampfbetriebes der Bundesbahn die Rede sein, also vom Jahr 1977 bis zum absoluten Ende am Tag des „Dampflokverbotes“ zum 26. Oktober 77. Dadurch, daß ich immer der Fahrer war, wenn wir mit mehreren Gleichgesinnten den letzten Dampfloks hinterherjagten, hatte ich nie Zeit, Aufschriebe zu führen und mußte später oftmals raten, noch schwieriger ist es heute, Aufnahmen in die richtige Reihenfolge zu bringen. Aber auch hier soll „das Motiv“ Hauptaugenmerk sein, unabhängig vom genauen Tag der Aufnahme, also laßt Euch überraschen, was im letzten Dampfjahr im Westen noch so alles möglich war, auch wenn es sich oft „nur“ um Bauzüge handelt. Das hier ist eine Zusammenfassung dessen, was im Sommer 1977 noch „übrig“ war vom einstigen Glanz:

<1> Wir beginnen diese Galerie mit einer Serie von Bildern, die ziemlich sicher auf den Juni 1977 datiert werden können, der gelegentlich von gähnender Langeweile an der Strecke geprägt war, weil wenig Betrieb war und die Dampfleistungen schon stark nachließen. Da kam man schonmal auf dumme Ideen wie solch ein Selbstportrait mit Praktica im Autospiegel
<2> Wie (fast) immer begann eine der vielen Reisen an die Emslandstrecke im Bw Rheine, wo man nach dem rechten sah, auf Besonderheiten achtete und sich in der Lokleitung informierte, mit welchen Leistungen zu rechnen ist – Was meistens, aber nicht immer auch gelang. Diesmal aber war alles anders: Es war deutlich aufgeräumt, weniger Betrieb als sonst, und vor dem Schuppen stand nach langer Zeit mal wieder eine 012! Diese 012 081 war bereits seit zwei Jahren ausgemustert und hat uns damals überrascht, heute wissen wir, daß sie bereits verkauft war, aber noch bis zum Abschiedsfest am 10. September 77 in Rheine verbleiben sollte. Und so stand sie schonmal parat, um in vier Monaten in Rheine ihren letzten großen Auftritt zu haben, bis dahin wurde immer mal wieder optisch an ihr gewerkelt und gestrichen
<3> Auch diese Lok stand dort herum in der Nachbarschaft der 012, eine 50, die in Rheine ja nun nicht sehr typisch war. Sie stand zum selben Zweck dort, war längst verkauft, aber noch nicht zum neuen Eigentümer in den Niederlanden überführt. Nur der Tender war schonmal getauscht worden auf Wunsch des Käufers: Sie hatte bis zuletzt einen Kabinentender und sollte nur mit Einheitstender verkauft werden, so bekam sie eben den Tender einer anderen Lok und der Kabinentender wurde verschrottet – Ich wage zu mutmaßen, daß dies aus heutiger Sicht ein Fehler war und der Kabinentender ungleich wertvoller gewesen wäre
<4> Auch sonst war es sehr ruhig im Bw, Nichts von der sonstigen Betriebsamkeit – Die Zeichen der Zeit waren deutlich sichtbar: Das Dampfende stand bevor. Nur wenige Bilder entstanden im Bw, wo sonst immer ein ganzer Film verbraucht wurde
<5> Auch einige bereits abgestellte Dampfer standen im Bw verteilt und unterstrichen den morbiden Charme, so wie diese bis heute unbekannte 042
<6> Hier sehen wir sie von der anderen Seite. Und mutmaßen aufgrund der frischen Farbe, daß es vielleicht eine der bereits verkauften Loks ist, die nochmal aufgehübscht wurde. Aus heutiger Sicht ist natürlich der neben ihr stehende „G10“-Güterwagen historisch genauso interessant wie die 41, aber damals hat man auf solche Kleinigkeiten nicht geachtet
<7> Dies ist eindeutig eine Betriebslok, erkennbar am Werkzettel (vorne rechts an der Lampe), auf dem geschrieben stand, was die Werkstatt zu erledigen hatte. Aber wenige Wochen später ging auch in ihr das Feuer für immer aus, sie wurde z-gestellt am 14.09.77. Die beiden anderen kamen danach auf den Ilford FP4- SW- Film . . .
<8> Auch dies eine nur vorübergehend zwischengeparkte Betriebslok = 043 381 hinter der 475
<9> Und dahinter eine abgestellte 41, zu der ich keinen Verdacht habe, welche es sein könnte, sie bleibt unbekannt
<10> Und gleich noch eine leider unbekannte 41, auch hier die Mutmaßung, sie könnte gerade frisch gestrichen sein für eine Weiterverwendung / Verkauf
<11> Und damit ist der Rundgang bereits beendet, es war an diesem Tage ziemlich trostlos im Bw mit deutlicher Endzeitstimmung, aber dafür hatten wir nun Infos, daß mindestens zwei 41er zum Bauzugdienst auf der Strecke seien . . .
<12> Und eine von ihnen hatten wir bereits kurze Zeit später gefunden: 042 052 kommt uns in einem kleinen Bahnhof mit einem Bauzug entgegen
<13> Sie zieht vorbei an frisch gesetzten Masten für die Oberleitung
<14> Dazwischen mal Planverkehr: 220 070 mit einem D-Zug
<15> Und gleich noch eine: 220 056 mit einem Nahverkehrszug aus Altbauwagen
<16> Ein Gz (der leider abgeschnitten ist) aus offenen Wagen mit 221 144 und 043 196
<17> Hier verrät 043 196 ihre Identität, und zeigt zudem, daß sie im Juni noch ihre originalen Siebdruckschilder besaß, die in den letzten Tagen der Lok nicht mehr vorhanden waren
18> Ein Oelzug aus Holthausen mit 043 100, die wir am Morgen noch im Bw gesehen hatten, leider mit ins Bild gewehtem Grünzeug
<19> Und noch eine (moderne) Doppeltraktion aus 221 140 und einer Unbekannten
<20> Aber dann kamen wir wieder zu einem Bauzug = 042 052 hatte irgendwo umgesetzt und stand für Fotos bereit. Was das für eine Farbfleck an der Rk ist, kann durch Georg Brickwedde beantwortet werden: Die Rauchkammertür und der Türring waren an dieser Stelle stark durchgerostet und als Versuch mit einer teerartigen, hitzebeständigen Masse ausgebessert worden, die hart wurde und für die restliche Zeit der Lok wieder ein dichtes Schließen der Rk-Tür gestattete. Erst nach dem Aushärten kam schwarze Farbe drauf, dieses Bild muß also kurz nach der Anwendung geknipst worden sein; Ähnliche Versuche sind auch auf Bildern anderer Loks zu finden
<21> Und dabei entstand dann diese Triebwerkstudie der „052“ – mit unten stehenden Stangen
<22> Die nächsten Bilder auf dem Negativstreifen sind eine kleine Serie der Vorbeifahrt eines der wenigen noch mit Dampf verkehrenden Erzzuges, gesehen in Hanekenfähr
<23> Es sind 043 085 (mit ÜK-FS) und 043 737
<24> Das war schon ein starkes Erlebnis, die Vorbeifahrt eines Doppelparks mit zwei hart arbeitenden 44ern!
<25> Da muß auch ein Nachschuß her; Noch lange war der Zug wunderbar zu hören und ist hier nicht in Worte zu fassen
<26> Der nächste Zug brachte ein paar Leerwagen und jede Menge Export-T2-Bullis nach Emden
<26> In freudiger Erwartung einer Rauchfahne hatte ich wohl auf „Hochkant“ geswitcht, aber trotz offenem Regler (siehe Zylinderabdampf) kam oben Nix raus = gut durchgebranntes Feuer = guter Heizer!
<27> Auch 043 315 macht noch einen sehr guten Eindruck wenige Wochen vor ihrem Ende und trägt noch ihre Original-Siebdruckschilder in gutem Zustand
<28> Die entgegenkommende V200 ist noch sichtbar hinter 043 121, die an frisch gesetztem „Spargel“ für die Fahrleitung vorbeiballert
<29> Dann hatten wir wieder einen Bauzug gefunden, diesmal mit der ebenfalls noch am Morgen im Bw gesehenen 41 113 und einer V60 im Hintergrund, der nicht ein einziges Bild gewidmet wurde
<30> Aber es ließ sich „spielen“ mit der Bauzuglok, denn auch die Personale hatten relative Langeweile und haben fast alles mitgemacht, was der Fuzzi wollte. Ich wollte nur „etwas Rauch“ haben und bekam eine Ölfontäne, die schon übertrieben war
<31> Hier mit frisch gepflanztem Spargel
<32> Hier wird deutlich, daß der Rauch nicht nötig war, sondern dem Fotografen zur Ehre gesetzt war
<33> Hier ist wieder das niedrige Standfeuer erahnbar, das keine Rauchwolke erfordert
<34> Und hier ist dann neben einer Ortsangabe (Kilometer-Stein = bei Lingen/Ems) und der 220 075 auch mal das damalige Fuzzimobil zu sehen: Ein Strich/8 Diesel (der später nach Marokko ging) mit alten Spiegeln, also von vor 1972
<35> Entweder hatte der Heizer hier nochmal den Hahn aufgedreht, oder die Bilder stehen nicht in der richtigen Reihenfolge
<36> Dies kann auch der Grund gewesen sein: Der gewaltige Rauchpilz hatte inzwischen auch andere Fotografen angelockt (Erkennt sich Jemand?)
<37> Und das war dann mal ein ganz besonderer Joke: Ich durfte auch auf den Führerstand von 042 113 und genau passend kam 043 737 nordwärts vorbeigeballert, daß es eine Freude war . . . Wir erinnern: 043 737 war eine Mosellok, die zu denen gehörte, die noch 1973 auf Öl umgebaut wurden (im AW Braunschweig), die also noch als 044 737 unterwegs war
<38> Und hier ist mal die Mannschaft mit ihrem Uralt-LKW-Kran zu sehen, die für das Spargelsetzen verantwortlich war. Es ist ein LKW „M 62“ (wohl aus amerikanischen Armeebeständen, Bj. ab 1952) mit dem Kennzeichen OL- LW 686
<39> Der Zug drückt als Sperrfahrt zurück, um irgendwo Nachschub zu holen
<40> Und wohl an einem anderen Tag trafen wir auf einen weiteren Bauzug, der sogar aus zwei Zügen bestand, die später getrennt wurden: Einer mit 042 226 und einer mit 043 121 (also beide Züge gut übermotorisiert)
<41> Und von diesem schönen Zug entstand noch eine Frosch-Perspektive (wahrscheinlich in oder bei Lingen)
<42> Etwas später trafen wir genau die 042 226 zwischen Lingen und Hanekenfähr mit einer Ramme
<43> Da wurde mal die Mannschaft verewigt und das nicht (mehr) vorhandene Lokschild – Und wir sehen, daß das Bw Rheine schon nicht mehr zu Münster, sondern zur BD Hannover gehörte
<44> Da! Jetzt wissen wir endlich, wo die Vorbildfigur für „Columbo“ herkommt; Nur echt mit der halb abgebrannten Zigarre!
<45> Der Arbeitszug mit dem Umfeld an der Niederdarmer Straße (heutiger Name)
<46> Nochmal näher, aber es gibt leider kein Bild von den Arbeitsgeräten
<47> Daher eine Vergrößerung des letzten Bildes: Es sind offenbar zwei Geräte, nämlich ein Straßenkran und eine mobile Ramme
<48> Etwas später: Die Ramme ist transportfähig abgebaut
<49> Ein paar Meter weiter ist 043 121 mit derselben Tätigkeit beschäftigt: Ebenfalls ein Autokran setzt einen Mast
<50> Auch hier eine Vergrößerung (aus einem anderen Bild): Ein LKW-Kran mit modern anmutendem Teleskopausleger
<51> Auch diese Triebwerkstudie der 043 121 kam ins Archiv, leider nicht aber der Kran
<52> Dieses schöne Portrait gelang bei der Gelegenheit von 043 121, mit dem auch der augenscheinlich nicht überforderte Heizer dokumentiert wurde
<53> Und dann ließ sich die Szene nochmal mit einem KMS einfangen – so war das damals, 1977 . . .
<54> Und nach dem Setzen des im letzten Bild gesehenen Mastes war Schluß für diesen Tag. Dazu rollt die 043 121 langsam an den anderen Zug mit 042 226 heran und kuppelte an für die gemeinsame Rückfahrt nach Rheine
<55> Damit ging damals für mich der Tag zu Ende und diese Galerie mit 55 Bildern ebenfalls. Vielleicht waren ein paar schöne Erinnerungen dabei, auch wenn das Hauptaugenmerk in dieser Galerie „nur“ auf Bauzügen lag, dem letzten Verwendungszweck der einst stolzen Rheiner Dampfesel

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Soviel zunächst zur Erinnerung an die Zeit

vor dem endgültigen „Aus“ am 26.10.77

Es wird noch eine Fortsetzung geben

Dank für Euer Interesse