Galerie Nr 215 im Ordner 04 „Insel Sylt“
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Version 28 04 24 mit 80 Bildern + Update
Der Schrankenposten „236“
am Königskamp in Westerland auf Sylt
Nun mit einem bebilderten NACHTRAG, siehe ab Bild 61!
Der bewußte Bahnübergang, von dem hier die Rede sein soll, ist ein so genannter „Glückaufschranken“- Bahnübergang, weil die Schranken die meiste Zeit des Tages geschlossen sind und dann oft für 20 Minuten und länger . . . Entsprechend genervt sind gelegentlich Autofahrer und Fußgänger, die dann den armen Schrankenwärter in der neben dem BÜ stehenden Wärterbude beschimpfen, obwohl der doch gar Nichts dafür kann . . . > Mechanische Abhängigkeiten sorgen dafür, daß der Schrankenwärter nur unter bestimmten Bedingungen die Schranken öffnen kann und keinesfalls dann, wenn er es mal eben für geboten hält, um einem hupenden Autofahrer seinen Tag zu retten. Von dieser Schrankenwärterbude, amtlich „Posten 236“, ist in dieser Galerie die Rede, denn: Es wird ihn nicht mehr lange geben! Das elektronische Stellwerk für Westerland ist seit März 2024 in Betrieb und der hier vorgestellte Schrankenposten ist dauerhaft vom System abgeklemmt – Es KANN überhaupt nicht mehr eingreifen, auch nicht als Plan B. Nun wird alles von Husum aus ferngesteuert und es muß sich noch zeigen, ob dies für die Bürger in Westerland von Vorteil sein wird oder eher von Nachteil, weil die Schranken nun NOCH länger geschlossen bleiben als bisher . . . In absehbarer Zeit wird der Schrankenposten wohl abgerissen, er hat seine Funktion verloren. Hier in dieser Galerie lebt er nochmal auf: Wir sehen, wie es einmal war und wie er funktionierte, bitte schön, gute Unterhaltung!
<1> Hier sehen wir den allseits bekannten Bahnübergang und seine Bedieneinrichtung = Den „Posten 236“ im letzten Betriebszustand
<2> Durchaus dunkle Wolken ziehen über dem Bahnwärter-Häuschen auf: Im März 2024 hat das letzte betriebliche Stündlein geschlagen, der Posten ist ohne Funktion. Die Bahn möchte ihn nicht als Rückfallebene erhalten. Was aber auch keinen Sinn macht, da alle Schranken erneuert wurden und nur noch einen elektrischen Anschluß haben, keinen mechanischen Anschluß mehr mit Seilen, die aus der Bude heraus zu bedienen wären wie zu der Zeit, als diese Aufnahmen entstanden
<3> Dies hier ist das bekannte Ausfahrsignal von Westerland in Richtung Festland und Viele sind der Meinung, dieses Signal würde aus der Wärterbude heraus gestellt, dem ist aber NICHT so: Das Signal kann nur vom Hauptstellwerk im Bahnhof Westerland bedient werden, allerdings erst dann, wenn in der Wärterbude die Voraussetzung dafür geschaffen wurde = Das Schließen der Schranke. Erst dann kann der Fahrdienstleiter das Signal auf „Fahrt“ stellen
<4> So wie hier: Nun zeigt das Signal einen Fahrtbegriff. Er bedeutet: Ausfahrt gestattet mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h (Langsamfahrt)
<5> Und dies ist die Voraussetzung: Das Schließen der Schranken (dazu werden wir weiter unten noch mehr erfahren)
<6> Die 247 909 von RDC beginnt ihre Fahrt nach Niebüll wie alle anderen Autozüge genau hier
<7> Und hier sehen wir das bereits aufgestellte neue Hauptsignal, das die Ausfahrten demnächst regeln wird = Es ist ein modernes Lichtsígnal und es steht schon VOR dem BÜ, wohingegen das alte Signal noch hinter dem BÜ sichtbar ist. Das weiße Kreuz bedeutet, daß dieses Signal noch nicht betriebsbereit ist
<8> Und hier sehen wir die Wärterbude, also den „Posten 236“ in Nahaufnahme, mit etwas entschärfter Grafitti. Diese Sachbeschädigung, bzw der Umstand, daß Grafittis nicht mehr entfernt werden, deutet schon auf das baldige Ende des Postens hin
<9> Und so sieht der Blick von drinnen aus: So sieht der Schrankenwärter die ausfahrenden Züge duch die geschlossene Scheibe
<10> Dies ist der Blick auf einfahrende Züge, die vom Festland kommen, allerdings bei geöffnetem Fenster. Hier wird das Motiv „stimmig“ mit dem im Bildbereich stehenden Ausfahrsignal, das in Kürze verschwinden wird
<11> Auch dieses feine Portrait der ehemals norwegischen Diesellok ME 2700 von Siemens und MaK, die bei der Bahn 251 002 heißt, ist in dieser Perfektion nur AUS der Bude heraus umzusetzen, vom BÜ aus stört immer irgendein Element im Vordergrund
<12> Der Blick des Schrankenwärters auf den gesamten Bahnübergang
<13> Ein funktionierender Kühlschrank gehört zum Inventar und natürlich eine Kaffeemaschine, ebenso die getrennte Müllsortierung
<14> Auf der anderen Seite steht der nicht mehr funktionierende Kühlschrank nebst Mikrowelle und kleiner Küche
<15> Der Schreibtisch mit ordentlichem Sitzmöbel und Ventilator für warme Sommertage
<16> In der Mitte ein Fahrplan der zu erwartenden Züge und die Funksprechgelegenheit mit Fahrdienstleiter und anderen Mitarbeitern
<17> Auch vom Schreibtisch aus hat man einen Blick auf die Bewegung der Fahrzeuge in beide Richtungen
<18> Aber dies hier ist der Haupt-Arbeitsplatz des Wärters: Der Kurbelautomat für die Schranken. Diese Technik ist zweifellos uralt, aber funktionsfähig. Die Schranken werden über gespannte Drahtseile bedient und können über diesen Kurbelmechanismus rauf- und runtergelassen werden. Der Trick dabei ist durch die weißen Kringel kenntlich gemacht: Dort befinden sich Schlüssellöcher für EINEN Schlüssel, der nur entweder im einen Loch ODER im anderen stecken kann, dazu gleich noch mehr
<19> Vergleiche mit Bild 18: Nun steckt der Schlüssel im Loch an dem Kurbelautomaten und NUR DANN kann der Mechanismus überhaupt benutzt werden = Nur wenn der Schlüssel im Schloß steckt und herumgedreht (also verriegelt) ist, können die Schranken bedient werden
<20> Der Meister dreht und wir sehen den verriegelten Schlüssel im Schloß
<21> Das Schloß mit dem Schlüssel in Nahaufnahme. Der Schlüssel ist einmal nach rechts herumgedreht, ist dadurch gegen Entnahme gesichert und gibt gleichzeitig den Kurbelmechanismus frei
<22> Bei dieser Aufnahme ist der Schlüssel in der abziehbaren Stellung zu sehen (= die Beschriftung ist nicht sichtbar), also nun kann der Schlüssel entnommen werden
<23> Dann kann und muß der Schlüssel in das andere Schloß gesteckt werden (siehe Bild 18) und wird ebenfalls verriegelt (= einmal umgedreht). Erst damit wird im Stellwerk des Fahrdienstleiters die Bedienung der Ausfahr- und Einfahrsignale freigegeben, das heißt also: Erst wenn die Schranken geschlossen sind, kann überhaupt nur die Ein- oder Ausfahrt eines Zuges signalisiert (= genehmigt) werden. Das heißt aber auch: Nicht sofort nach der Vorbeifahrt des Zuges können die Schranken wieder geöffnet werden, und genau DAS können Viele Passanten nicht verstehen = Erst muß das entsprechende Signal zurückgestellt sein und der Fahrdienstleiter muß die Zustimmung geben, DANN erst kann der Schlüssel hier entnommen und DANN zum Bedienen der Schranken im Kurbelautomaten verwendet werden
<24> Nur für Notfälle (daher verplombt) ist ein zweiter Schlüssel vorhanden, dessen Verwendung eng begrenzt ist und begründet werden muß
<25> Der exakte Fahrplan, sauber gedruckt und in Klarsichttaschen
<26> Eine weitere Bedieneinheit, deren wichtigste Funktion unten links zu sehen ist = „Zsm“ (Zugschlußmeldung, die allen beteiligten Mitarbeitern meldet, daß ein Zug vollständig den Überweg geräumt hat)
<27> Der weitere Rundblick im Posten 236
<28> Die nächste Zugfahrt steht schon wieder an. Und: Der Schlüssel steckt nicht im Kurbelautomaten, sondern im Schloß für den Fahrdienstleiter . . . Das heiißt also: Selbst wenn er wollte, KÖNNTE der Schrankenwärter die Schranken nun nicht mal eben öffnen, auch für einen Krankenwagen nicht !
<40> Auch wenn es „nur“ eine Rangierfahrt ist, müssen die Schranken natürlich geschlossen sein und ggfs bleiben für den nächsten Zug
<30> Der Blick aus dem Fenster auf 251 002 und den zu sichernden Überweg
<42> Nun stehen wieder alle Signale auf „Halt“ und der Fahrdienstleiter hat zugestimmt, DANN kann der Schlüssel erst in den Kurbelautomaten gesteckt und die Schranken können „hochgedreht“ werden
<43> Aber schon kommt der nächste Zug, diesmal ein RE6 aus Altona
<44> Und schon in kurzer Zeit hat sich auf beiden Seiten ein Stau gebildet von Mitbürgern, die auf die Bahn schimpfen . . .
<45> Denn oft (fast immer) kommt es vor, daß die Schranken gleich für mehrere Zugfahrten geschlossen bleiben. Hier z.B. fährt gleich nach der Ankunft des RE6 der nächste Autozug zum Festland ab, der genau auf die Ankunft des Personenzuges gewartet hat, denn die Strecke zum nächsten Bahnhof Keitum ist ja eingleisig, da kann jeweils nur ein Zug unterwegs sein
<46> Die nächste Fahrt steht an: Diesmal setzt der RCD-Autozug um vom Entladegleis (ganz rechts) zum Beladegleis (ganz links). Dazu muß er mit dem ganzen Zug einmal soweit vorziehen, bis die entscheidende Weiche frei wird, dann muß der ganze Zug in voller Länge wieder zurückgedrückt werden. Das ist nicht lustig für Autofahrer, aber für den Fotografen, der mal versucht hat, gleichzeitig drinnen und draußen zu knipsen
<47> Bleibt noch die Inventarnummer des Postens 236 nachzutragen, die in Kürze aus den Annalen gestrichen wird
<48> Noch ein Blick von außen im Portrait mit dunklen Wolken, die sich über ihm zusammenbrauen
<49> Und ein Blick von der Ostseite darf nicht fehlen, Blickrichtung nun Westerland Bahnhof. Und wir sehen den Grund, weshalb der Posten „236“ heißt: Wir befinden uns genau am Kilometer 236 der Strecke von Hamburg- Altona aus gemessen > Siehe die Kilometertafel unten rechts
<50> Aber schon schließen sich die Schranken schon wieder
<51> Diesen Anblick mögen nur Eisenbahnfreunde . . .
<52> Wenden wir uns nochmal dem bekanntesten Signals der Insel zu, diesmal aber von der in all den Jahren niemals möglichen Rückseite aus gesehen. Erst der Bauweg im Zuge der Vorbereitung des elektronsischen Stellwerkes machts möglich, bis hierhin zu laufen
<53> Dann gehört natürlich auch die Fahrtstellung dazu
<54> Ein weiterer Autozug verläßt die Insel
<55> Aber auch dies passiert häufig: Ein Zug fährt als Rangierfahrt (natürlich mit Genehmigung) am Halt-zeigenden Signal vorbei in den Abstellbereich
<56> Hier das Fdl- Stellwerk im Bahnhof Westerland, von dem aus die Signale gestellt werden. Auch seine Tage sind gezählt
<57> Und genau da, wo man es nicht erwarten würde, findet man bisweilen nette und freundliche Eisenbahner, die nichts gegen ein Erinnerungsfoto einzuwenden haben – und sich manchmal sogar darüber freuen!
<58> Da würde man solche Bilder dann eher als schlechtes Omen ansehen, die Krähe muß sich demnächst einen anderen Aussichtsplatz suchen
<59> Nun fehlt noch der Blick auf die Gesamtszenerie in Westerland, in der der Posten 236 nur mit geübtem Auge sichtbar wird Mitte links, wir sehen einen Transporter, der die Schienen kreuzt und ahnen daher die Lage der Straße „Königskamp“ in Westerland
<60> Und so werden wir den Schrankenposten „236“ in Erinnerung behalten, auf den Streß zur Überquerung des Überganges können wir aber noch lange nicht verzichten, böse Zungen meinen, der Überweg sei in Zukunft NOCH öfter geschlossen als heute, es fällt nur der bisweilen freundliche Plausch mit einem persönlich anwesenden Schrankenwärter weg und damit auch dessen Fingerspitzengefühl beim Heben und Senken der Schranken . . .
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Sollte der Posten tatsächlich abgerissen werden, wird es hier zu erfahren sein, geschlossen und ohne Funktion ist er bereits.
NACHTRAG zum Stand der Dinge im April 24
<61> Das Baustellenschild der Maßnahmen
<62> Ein neues Schild verweist auf die gaaaanz exakte Lage des BÜ, den sonst Keiner gefunden hätte
<63> „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ – Hierhin wird ein Abrissbagger kommen
<64> Der neue Bahnübergang in Betrieb = Es gibt nur Sichtkontakt via Kameras, gesteuert wird von Husum aus
<65> Der BÜ mit neuer Technik
<66> Auf dem vorderen Mast sitzen mehrere Kameras und Sensoren. Beim Schließen der Schranken schließt immer nur erst die rechte Fahrbahnseite, damit eventuell Eingeschlossene noch herausfahren können, DANN erst schließt auch die linke Fahrbahnseite
<67> Neue Geländer für Fußgänger zum festhalten, damit beim langen Warten Niemand kollabiert
<68> Hier schaut Niemand mehr aus dem Fenster, die Züge werden nun durch Sensoren nach Husum gemeldet, nicht mehr durch Sichtkontakt
<69> Tempi passati . . . oder auf Deutsch: Das war´s dann . . .
<70> Sichtanker für die Zukunft > Hier stand der Posten
<71> Technik, die begeistert . . . (Oder etwa nicht?)
<72> Viele Jahrzehnte haben die Drahtseile zuverlässig funktioniert, jetzt liegt ein Elektromotor dort (Ob der genauso zuverlässig ist?)
<73> Die Drahtseile brauchen nicht mehr unter Spannung zu stehen, sie können weggeräumt werden
<74> Und was ist das ?? Na, ganz einfach: Das ist die Fundamentplatte des legendären Ausfahrsignals „G“ (siehe Bilder 3 und 4 ganz oben) !!
<75> Und mit dem Kenntnisstand von Mitte April 24 gibt es das Signal sogar noch = Es liegt mit mehreren anderen abgebauten Signalen an der Entladestraße in Westerland. Dort dürften ganze 5 Signale liegen, die allesamt noch komplett sind und möglicherweise zur Abhoilung bereitliegen, vielleicht sogar für eine weitere Verwendung oder museale Aufbewahrung??
<76> Das hier dürfte meiner Einschätzung nach das Ausfahrsignal „G“ sein aus dem Bild 3 oben (und weiteren)! Leider ist der Buchstabe entfernt
<77> Die dort liegenden Signale sind weitgehend unbeschädigt und ziemlich komplett
<78> Es dürften 5 Signale sein, von denen die Buchstaben B, C und F eindeutig zu erkennen waren, zwei ohne Erkennungszeichen
<79> Hier z.B. das Signal „C“
<80> Und hier ist das „B“ sicher erkennbar
Sollte es weitere Bilder geben, werden sie hier zu sehen sein
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Dank für Euer Interesse