Hier kommt der erste Teil der Unfälle-Galerieserie, der solche “Störungen im Betriebsablauf” zeigen soll, von denen in den Verspätungsmeldungen der Bahn so oft die Rede ist. Manchmal ist es nur ne Beule, manchmal Grund für eine Ausmusterung, in jedem Fall aber reichlich Verspätung für alle Anderen, und manchmal kosten widrige Umstände auch Menschenleben:
16-Bild 50773. Nun gehen wir sehr weit zurück in das Jahr 1976. Dort hatte es ein Dreibein, die ehemalige V60 1204 vom Baujahr 1963, aus der Spur gehauen. Aber um die kleine Lok brauchen wir uns keine Sorgen zu machen: Sowas steckt die weg! Sie war danach noch bis 1998 im Einsatz, hatte also noch viele schöne Jahre vor sich17-Bild 50774. Hier sieht man das Gesamt-Szenario im Bahnhof Lingen an der Ems. Und wir sehen auch, daß es eine Dampflok war, die mit dem Hilfszug aus Rheine angerollt kam. Und wir sehen vielleicht auch den Grund für das Malheur: Deutlich ist das auf “Halt” stehende Sperrsignal einer Gleisperre erkennbar. Möglicherweise ist die V60 dort bereits aus dem Gleis geworfen worden, aber erst wie sichtbar zum Stehen gekommen, weil der Zug von hinten gedrückt hat!? Eine Gleissperre im durchgehenden Hauptgleis gibt allerdings Rätsel auf . . . – Keine Rätsel hingegen gibt das Datum auf, das nach Klaus W. (Vielen Dank!) eindeutig ist: 7. Mai 76 !18-Bild 50776. Es war die 043 087, die noch ein Jahr im Einsatz sein würde19-Bild 50777. Da muß eine gewaltige Kraft geherrscht haben, um Wagen und Lok so auszuhebeln20-Bild 50778. Auch diesen kleinen Kesselwagen hats erwischt. Aber irgendwie kam er mir damals schon merkwürdig vor: Es ist laut Anschrift ein Wagen, der dem BZA München gehört! Ein “Reservewagen des BZA München” mit dem Heimatbf Nördlingen. Was machte das BZA mit eigenen Kesselwagen? Und wieso ist dann ein Münchener Wagen im Emsland? Für die Statistiker: Die Nummer lautet 30 80 953 0 046-021-Bild 50 779. Auch den Wagen von Deurag-Flüssiggas hats erwischt, der restliche Wagen hinter dem BZA-Wagen stand noch korrekt im Gleis. Und wir sehen nochmal das eindeutige Gleisperrsignal “Halt!”. Dafür gibts nach langer Überlegung nur eine Erklärung: Im Bahnhof war eine Baustelle, die abgesichert werden sollte, daher an dieser Stelle eine provisorische Gleissperre, die hier ziemlich heftig überrumpelt wurde . . .22-Bild 52009. Nun gehen wir nochmals etwas weiter zurück in das Jahr 1973. Da fanden wir im Bw Osterfeld im November diese 140 706 vor, die eigentlich einen Totalschaden erlitten hatte und bitte nicht geknipst werden sollte . . .23-Bild 52010. Wir sehen die krasse Rahmenstauchung, und daß die sichtbare Achse keinen Bodenkontakt mehr hat, so stark steht sie in der Luft!24-Bild 57342. Auch die andere Seite hatte es übel getroffen. Wir erfuhren, daß der Lokführer überlebt hatte und nicht einmal schwer verletzt war, was man sich angesichts der Bilder kaum vorstellen kann. Die Lok wurde übrigens wieder aufgebaut und war nach diesem Unfall noch gute zwanzig Jahre lang unter derselben Nummer 706 im Einsatz, erkennbar nun an der modernen Verschleiß-Pufferbohle
Und nun gehen wir noch etwas weiter zurück ins Jahr 1972, also vor über fünfzig Jahren!
25-Bild 52070. Da hatte es eine 44 erwischt. Sie war im Vorbahnhof Römerstraße auf dem Wege von Duisburg-Hochfeld nach Mannesmann (heute HKM) zum Stehen gekommen und der Lokführer glaubte, die Ausfahrt wahrgenommen zu haben. Es war aber nicht die Ausfahrt gezogen, sondern der Fahrweg lag ins Nebengleis, das vor dem BÜ an einem Prellbock zu Ende war, sinnigerweise direkt neben einem Schrottplatz . . . Wir sehen das Stellwerk “Römerstraße”, das tatsächlich aber an der Atroper Straße steht und heute nicht mehr existiert. Das sichtbare Wohnhaus gibt es aber noch, der Schrottplatz ist längst Geschichte und auch der VW T1 der “Bahnpolizei” dürfte schon länger im VW-Himmel sein. Wir bemerken: Die Unfallstelle ist nicht abgesperrt, Warnwesten sind noch nicht erfunden und Schaulustige konnten sich nah heran wagen und dem DAMPFKRAN zusehen26-Bild 52071. Der damalige Notfall-Manager (der bestimmt aber noch ganz anders hieß), war im Audi 100 vorgefahren27-Bild 52072. Hier sehen wir schonmal das Wappen “Goliath” des großen Dampfkrans und die Ordnungsnummer “0038”, ein 90-Tonnen-Brummer! (> Was nicht das Gewicht kennzeichnet, sondern die Hebelast unter guten Voraussetzungen = wenig Ausladung des Kranarmes)28-Bild 52073. Hier sehen wir, wie weit sich die 044 188 aus Bismarck eingegraben hat29-Bild 52074. Wir müssen uns vorstellen: In diesem Zwischenraum zwischen dem Führerhaus und dem Hilfszugwagen, da stand einmal der arme Prellbock, der nun, sauber zusammengefaltet, irgendwo unter der 44 liegt und keinen Mucks mehr von sich gibt30-Bild 52075. Und hier sehen wir, daß es wieder einmal selbsternannte Aufpasser gibt (der Typ rechts), für die der junge 15-jährige Fotograf “verdächtiger” war als der dampfende Großkran! Aber wir sehen nun auch die Nummer des Kranes, die wir mit der obigen Aufnahme kombinieren können zur ganzen Nummer: 30 80 974 0038-3, Dampfkran “059” und finden dazu = Krupp Ardelt 1937, ausgemustert um 78/79 (Dank an Dietmar!)31-Bild 52076. Hier ist die Lok im Ganzen zu sehen mit der Nummer 044 188-1. Es war ihr letzter Auftritt, sie wurde abgestellt, nicht mehr gemacht und später zerlegt32-Bild 52079. Wir sehen den Schutzhelm der damaligen Zeit: Einen eleganten Hut! Sicherungsleine? Bestimmt unsichtbar. Aber wir sehen auch einen Magirus-Rundhauber auf dem Schrottplatz dahinter33-Bild 52080. Und nun ist das erste Seil um den Kessel geschlungen, der Kran zieht an und sämtliche Rohrleitungen und Kesselverkleidungen sind schonmal hinüber! Wahrscheinlich haben die Arbeiter bereits gewußt, daß die Lok sowieso auf den Schrott kommen würde34-Bild 52081. Der Typ hier hatte gerade gemurmelt: “Dat wird nix . . .” und meinte den halbherzigen Versuch, mit nur einem Kran die 44 anzuheben. Sie bewegte sich zwar, aber aufs Gleis hätte man sie nie und nimmer bekommen35-Bild 52082. Und dieses Bild hier konnte ich jahrelang nicht zuordnen: Hatte ich die Reihenfolge der Negative vielleicht vertauscht? Nein! Das hier war ein ZWEITER Riesenkran, der gerade ankam!36-Bild 52083. Der zweite Kran wurde aufgebaut und eingerichtet, die Kraft schön auf die Fläche verteilt, und: AH! Es gab doch schon Helme! Aber die Pudelmütze war eleganter und bestimmt sicherer: In Leer hatte man einen wissenschaftlichen Versuch unternommen und eine urnordische Pudelmütze gemeinsam mit einem Helm vom Feuerwehrturm fallen lassen – die Pudelmütze hatte überlebt . . . 37-Bild 52084. Und nun sehen wir auch die Identität des zweiten Kranes, wenn auch nur ganz knapp. Es ist der Kran “058” mit der Nummer 30 80 974 0032-638-Bild 52085. Immerhin hab ich als 15-Jähriger schon darauf geachtet, daß ich mal die ganze Szenerie, nun mit sogar zwei riesigen Dampfkränen, auf ein Bild bekam. Oder hat mich die junge Mutter in Stiefeln und Mini-Minirock damals schon mehr interessiert? Eine so aufgebrezelte Mami würde heute unangenehm auffallen, aber hier sind wir im Ruhrgebiet vor 50 Jahren! War die Welt damals offener als heute: Ich denke – JA! 39-Bild 52087. Ich hatte noch einen gut 10 Kilometer langen Heimweg vor mir mit dem Fahrrad und mir lief die Zeit weg, ich wollte (sollte) doch im Hellen zuhause sein. Aber ich wollte noch dokumentieren, wie der zweite Kran die 44 an den Haken genommen hat: Durch ein Loch in Führerhausdach angehängt an einen schnell angeschweißten Flansch am vorher durchtrennten Kupplungsbolzen zum Tender, der Vorarbeiter mit Schutzhelm (!) schaut zu . . .40-Bild 52088. Hier sehen wir deutlich, daß sich die Lok hebt, und wieder war Nichts abgesperrt für ein eventuelles Versagen eines Kranes oder Seils. Für mich aber war der Foto-Tag beendet und es ging per Fahrrrad “schnell” zurück nach Homberg. Am nächsten Tage war die 44 weg, alle Kräne waren weg und der einsame platte Prellbock lag als einziges Erinnerungsstück an den aufregenden Tag noch im Dreck, der normale Betrieb lief schon wieder . . .41-Bild 55315. Das war eine harte Nuß! Wir sind jetzt in Karthaus, einem Sammelplatz für Schrottloks in der Nähe von Trier. Über viele, viele Jahre hinweg habe ich nicht gewußt, welche Lok dies hier sein könnte – bis ein Hinweis in der DSO auftauchte auf eine Unfalllok aus Saarbrücken mit der Nummer 050 400, und: Bingo! Laut Revisionsdaten.de soll die Lok von Karthaus aus nochmal umgesetzt worden sein zum AW Trier zur Zerlegung, was ich eigentlich kaum glauben kann . . .42-Bild 52284. Nun sind wir wieder ganz woanders: Im AW Braunschweig im Januar 1974, wo wir sogar einen offiziellen Termin hatten. Und dort stand unter vielem Anderen dieser Unfalltender einer unbekannten 50, die wohl von hinten “angegriffen” worden war43-Bild A2200. Kommen wir zurück in die neuere Zeit. Da gibt es dann dieses Zufallsbild von Steffen Hennig, der für uns die 143 571 in Wittenberg nach einem BÜ-Unfall fotografiert hat (Dank an Steffen!)44-Bild 084029. Nun kommen wir zu einer kleinen Serie, die 232 230 zeigt bei einem Sondereinsatz: Die Osterfelder Lok hatte am 23.07.16 den Auftrag, in Warburg einen gestrandeten 628 abzuholen zur Werkstatt nach Dortmund, hier sehen wir den Hilfszug bei der Ankunft in Warburg45-Bild 100304. Ein Drehgestell des 928 war nicht mehr rollfähig und mußte auf einen “Elefanten-Rollschuh” gesetzt werden, was wie bei einer Entgleisung mit einem Deutschland-Gerät bewerkstelligt wird (mit Öldruck). Der arme 628 674 war möglicherweise mit angelegter Federspeicherbremse gefahren worden, das war suboptimal und sorgte für extreme Flachstellen, die in EDO weggedreht werden sollten46-Bild 100448. Hier sehen wir deutlich das gelbe Hilfsdrehgestell mit den kleinen Rädern, die natürlich nicht für 120 zugelassen sind47-Bild 122841. Und das hier is ja ein ganz abgefahrenes Konstrukt!! Problem: Der 628 ist jetzt aufgebockt, also höher als normal. Damit “passen” auch die Puffer nicht mehr zu anderen Puffern und würden aufklettern. Lösung: Eine stabile Holzkonstruktion, die die Fläche des 628-Puffers so weit nach unten vergrößert, daß wieder eine gefahrlose Zugfahrt (bei geringer Geschwindigkeit) möglich wird! Nie gesehen vorher – irre!48-Bild 150134. Dies ist dann der komplette “Schadwagen-Hilfszug” in Altenbeken bei einem Kontrollhalt auf der Rückfahrt zur Werkstatt, Dank an Marcel für diese beeindruckenden Bilder!
Aber Marcel hat noch mehr zu bieten:
49-Bild S10479. Marcel “durfte” einem Hilfseinsatz an einer vom rechten Wege abgekommenen 294 800 teilhaben. Die unermüdliche Rangierlok hatte es in Hamm aus den Socken gehauen am 5. November 201450-Bild S10480. Hier mal ein Hilfszugwagen ganz aus der Nähe, angerückt mit 151 13951-Bild S10486. Das muß ja ziemlich gerumpelt haben, wenn sogar die Motorraumabdeckung aus der Führung springt52-Bild S10487. Nun ist die Arbeit schon fast erledigt: An jedem Ende war ein Deutschland-Gerät untergeschoben, mit denen die Lok wieder über ein Gleis bugsiert werden konnte, dann wird vorsichtig abgelassen – und das wars. Für die Lok heißt es aber: Ab in die Werkstatt53-Bild 10490. So, die V90 sitzt vorne wieder im Gleis, nun muß hinten noch verschoben werden. Dank an Marcel für diese ungewohnten Einblicke in einen Hilfszugeinsatz!54-Bild 34182. Und zum Schluß dieser Unfälle-Galerie 1. Teil kommen wir nochmal zurück zum AW Opladen. Da ergab sich (wahrscheinlich im März 1998) die Gelegenheit, eine übel zugerichtete E50 zu knipsen, bei der es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die 150 080 handelt, die am 9. Dezember 97 in Hannover-Anderten mit der 110 421 kollidiert war und offensichtlich in Brand geriet. Diese Lok wurde nicht mehr repariert: Die z-Stellung efolgte wohl im AW Opladen am 25.02.98, nachdem über die Verwertung der Lok als Schrott entschieden war. Vielleicht wurden die Überreste auch im AW Opladen selbst verschrottet, die überlieferten Infos dazu sind nicht eindeutig, dieser Lokkaten erscheint bereits weitgehend leer und ohne Drehgestelle55-Bild 34183. Und mit diesem ungewöhnlichen, irgendwie sogar bedrohlich wirkenden Bild der toten 150 080 mit ihren leeren, schwarzen Augen ist der erste Teil der Unfälle-Galerie beendet, es wird sicher eine Fortsetzung geben! Und schon gibt es diesen NACHTRAG: Die Identität dieser E50 ist nun eindeutig geklärt als 150 080 vom Unfall in Hannover-Anderten. Als Hinweis für den zweiten Teil dieser Serie hier schonmal die Info, daß dieser zweite Teil mit Bildern der Unfallgegnerin aus Anderten beginnen wird, der 110 421, die es mindestens genauso schlimm getroffen hat wie 150 080
Bis zum zweiten Teil der kleinen Serie über Unfälle
Dank für Euer Interesse
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