Lichtblicke zum 3. Oktober 22

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Version 031022 mit 55 Bildern

Gedanken zum Feiertag

Solange mein Archiv noch in der Lage ist, Nachschub zu liefern, möchte ich an der Tradition von Beiträgen zum Feiertag der deutschen Einheit gerne festhalten. Diesmal sind es nicht die Sensationen, die hier eine Rolle spielen, sondern die Kleinigkeiten das Alltags, die Motive am Wegesrand, die auf der Suche nach ganz anderen Dingen in die Kamera kamen – Teils völlig belanglos, und doch voller Geschichten, die einem heute dazu einfallen. Natürlich ist nicht alles so gekommen, wie Helmut Kohl das gerne gewünscht hätte, und „Blühende Landschaften“ sind vielleicht auch nur gedachte Blumenwiesen gewesen, aber insgesamt stimmt die Richtung und es wächst langsam zusammen, was zusammengehört. Viel Freude und gute Unterhaltung bei diesen „neuen“ DDR-Bildern, die ein Schlaglicht auf die Zeit der Wende werfen sollen, ohne irgendwie zu werten, bitte schön:

<1> Michail Gorbatschow. Er gehört als Titelbild wohl hierhin wie kein zweiter. Er ist kürzlich verstorben und war im Ausland beliebter als im Heimatland, das bis jetzt noch nicht mit seinem Erbe fertig wird und in der Konsequenz sogar einen völkerrechtswidrigen Krieg angezettelt hat
<2> Genauso einsam wie Gorbatschow in seinen letzten Jahren war auch dieser Streckenläufer im Niemandsland bei Marienborn – In einer Gegend, die jahrzehntelang nur von Grenzsoldaten betreten werden konnte und in dem sich ein einzigartiges Biotop entwickelt hat, das teilweise sogar in die Neuzeit gerettet werden konnte
<3> Da fällt auf, daß die Sonne Abends aus dem Westen kommt und seit jeher keine Grenze kennt, sie wechselte jeden Tag die Seite. So wie auch 103 114, die noch einige Jahre lang im Berlinverkehr unterwegs war, bis sie ersetzt wurde = Sie, bzw. ihr Einsatz nach Berlin, war eine Folge der Einheit, nie zuvor fuhr eine Ellok mit eigener Kraft durch die DDR nach Berlin
<4> Und nie zuvor hatten Westbürger bei der Tankstelle eines amerikanischen Konzerns (= TEXACO) die Benzinsorte „2-Takt-Gemisch 1:50“ gefunden, die noch lange Zeit in den neuen Ländern angeboten wurde (oder wird?)
<5> Nie zuvor standen auch Westwagen auf dieser schönen Dorfstraße in Sonneberg/Thüringen im ehemaligen Grenzgebiet, aber jetzt tragen sie sogar ein amtliches Kennzeichen nach West-Standard mit dem „SON“ für Sonneberg. Die Straße scheint noch aus alter Zeit übergeblieben zu sein, auch die Straßenschilder sind „demokratisch“, das Verbot für Gefahrgutwagen gab es offenbar auch schon zu DDR-Zeiten. Es sind typische DDR-Schilder aus „Plaste“, nicht Metall
<6> Aber das gab es bestimmt nicht: Einen offenen Zugang über die deutsch-polnische Grenze für Fußgänger in Görlitz! Die Grenze hat ihren Schrecken verloren, nur einzelne Wagen werden noch kontrolliert an dieser Grenze, die eine ganz andere Bedeutung bekommen hat, und doch „harmloser“ wurde: War sie früher eine Freundesgrenze, wurde sie plötzlich zur Nato-Ostgrenze – Und über die kann man einfach so rüberlaufen (!)
<7> Kaum zu glauben: Die Bdeutung dieser Grenze hat sich vervielfacht, aber die Abfertigung vereinfacht auf ein Mindestmaß, man braucht keinen Zaun mehr, der die eigenen Leute einsperrt
<8> Was das für Folgen haben kann, wenn Leute eingesperrt sind und plötzlich Freiraum bekommen: In den ersten Jahren häuften sich die Verkehrsunfälle signifikant und beruhigten sich erst langsam wieder. Hier hat´s einen zerlegt, der nicht per Trabi, sondern mit einem Opel unterwegs war, der offensichtlich nicht lange gehalten hat
<9> Hingegen hat dieser Grenzpfahl bei Wartha sehr lange gehalten, aber nun ist seine letzte Stunde gekommen. Mit ihm werden die letzten Reste der ehemaligen Abfertigungsanlage abgeräumt von einem urtümlichen Kleinbagger unbekannten Fabrikats
<10> Zum Thema „lange gehalten“: Dieser uralte IFA (ein DDR-Auto aus den Fünfzigern) stand auf einmal in der Nähe von Eisenach vor meiner Nase, und das noch in sehr gutem Zustand (und mit polnischer Zulassung)
<11> Das Firmenschild IFA = „Industriekombinat Fahrzeubau“
<12> Dazu paßt doch gleich eine Trabi-Werbeaufnahme aus den Fünfzigern . . . Oder? Nein. Das Bild ist von 1994. Und auch nicht im Osten entstanden, sondern tiel im Wee-ess-ten, tief im We-ste-ennn . . .Das ist wirklich ein Bild aus dem Gröhlemeier- Bochum, wo dieses Schmuckstück plötzlich als Museumsfahrzeug auftauchte
<13> Und das sogar noch mit alter Zulassung! Die Plakette verrät, daß der Wagen noch über die Wende hinaus zugelassen war
<14> Wobei sowas hier eigentlich nicht mehr „zugelassen“ war, aber 1993 noch gut sichtbar
<15> Das hier hing 1994 aber bestimmt nicht mehr vor diesem Fenster, hinter dem Colaflaschen stehen, das hat ein Komiker dorthin gehievt und provisorisch befestigt
<16> Hier aber ist noch alles original, es steht am richtigen Platz (bei Gerstungen)
<17> Auch dieser Zaun am südlichen Harz steht noch an „korrekter“ Stelle, ist aber schon entfeinert. Hier waren Heerscharen von Einheimischen dabei, sich Stücke von diesem Zaun zu sichern als Gartenbegrenzung oder Kompostanlage – Eine durchaus sinnvolle Weiternutzung! Übrigens ist der rechts hinten sichtbare Berg der höhere von Beiden = Es ist der Brocken, der linke Berg ist der Wurmberg im Westen (der höchste Berg Niedersachsens)
<18> Ein Veraltungsgebäude eines VEB in Gotha = VEB Pektinwerk Gotha. Da mußte ich damals erstmal recherchieren, was das denn wohl ist: Pektin ist eine Zuckerart, die meistens zum Gelieren verwendet wird und die wohl in Gotha hergestellt wurde, aber dieser VEB war weit umfassender, es war auch ein Verlag für Kochbücher und vieles Andere, quasi ein „Dr-Oetker“ des Ostens, will sagen: Es gab auch in der DDR gewisse unternehmerische Freiheiten. Was aus dem „Pektinwerk“ geworden ist, ist übrigens nicht eindeutig nachvollziehbar, ich finde keine Infos dazu
<19> Damit gehen wir mal zurück in die wirkliche DDR-Zeit. Da konnte man vereinzelt noch solch uralte Zugzielanzeiger finden: Ein Holzrahmen mit eingesetzten Emailletäfelchen, die teilweise wohl schon gegen Blech oder andere Materialien getauscht waren. Das Besondere daran: Es war ein Produkt aus dem Westen! Nämlich von „Schulze und Wehrmann“ aus Elberfeld, und dieses Fabrikschild befand sich 1984 noch original am Holzrahmen – wahrscheinlich konnte „Elberfeld“ nicht so eindeutig zugeordnet werden, wie es mit „Wuppertal“ möglich gewesen wäre . . .
<20> Auch dies ein Bild aus DDR-Vergangenheit (1984), mit dem der DMV erklärt werden kann, der Deutsche Modelleisenbahn-Verband der DDR, zu dem Wikipedia ausnahmsweise mal Nix anzubieten hat. Der DMV war ein anerkannter und hoch angesehener Verband der DDR, im dem alle Modellbahner und Modellbauer organisiert waren. Dises „organisieren“ mit offizieller Genehmigung und Aufsicht war durchaus nützlich und im doppeldeutigen Sinne zu verstehen: Durch den Anstrich des offiziellen Verbandes waren Auslandskontakte möglich und rege genutzt. Auch zur Reichsbahn hatte man gute Drähte: Wenn der DMV zu einer Sonderfahrt rief, dann hatte die Bahn das zu unterstützen, in vielen Fällen kamen auch Devisen dabei herein, weil auch West-Teilnehmer dabei sein durften (sie mußten es nur früh genug wissen). In diesem Fall war es eine Sonderfahrt, bei der die Reichsbahn sogar gleich drei Museumsfahrzeuge aufgeboten hatte, die alle speziell präpariert waren und wechselweise vor dem Sonderzug laufen durften – Hier hatte man für die Fotografen alle Drei einmal sauber nebeneinandergestellt und dafür gesorgt, daß JEDER der wollte (!) auch ein gutes Foto hinbekam! Wir sehen die 86 001, die V75 004 (107 004) und die Falkenberger 52 5679, die bald darauf abgestellt werden sollte
<21> Nun sind wir wieder nach der Wende unterwegs und sehen das wiederauferstandene (= rekonstruierte) Brandenburger Tor im Abendlicht
<22> Nun war auch die nach Osten schauende Quadriga angestrahlt
<23> Und quasi rund um die Uhr wurden Mauerreste und andere Souveniers angeboten, an „Mauerresten“ sicherlich mehr, als die ursprüngliche Mauer überhaupt an Steinen hatte . . .
<24> Und das war dann eine Überraschung: Plötzlich tauchten an Rhein und Ruhr Reichsbahn-Lokomotiven auf, die mit S-Bahnen das Ruhrgbiet erschlossen. Es wurde sogar eine eigene Designvariante für den Ruhrverkehr kreiert, diese Lok hier aber lief im Testeinsatz noch in alter Farbgebung (in Düsseldorf). Kaum einer hätte geahnt, daß der Einsatz mehrere Jahrzehnte andauern würde und daß die „Ladys“, wie die Baureihe 143 genannt wurde, ganz Deutschland erobern sollte. Dise hier hat zwar noch die alte Farbe, aber wurde schon westmäßig umgezeichnet: In der DDR hieß sie „243“, weil die erste „2“ für Ellok stand, bei der Bundesbahn hingegen gehört die „1“ zur Ellok, also wurde aus der 243 652-5 die 143 652-6 !
<25> Das hier erscheint genauso überraschend, ist es aber nicht! Da fährt man so locker mit dem Auto und wird auf einmal von einer 01 überholt . . . – Das war natürlich eine Sonderfahrt (mit 01 137) und ich war sehr bewußt (mit high speed) unterwegs, um den Zug irgendwo wieder einzuholen . . .
26> Hier gabs nichts einzuholen, hier gab es nur friedliche Stille. An einem frühen Morgen anno 1992 sehen wir die Wartburg (bei Eisenach) hoch auf ihrem Gipfel und wir wünschen uns die Zeit nochmal zurück: Heute wurde auch dieser Ort kommerzialisiert und ist eigentlich mit DIESER Vergangenheit nicht mehr vergleichbar und ICH fand es damals besser
<27> Ja was ist das denn?? Der letzte Blick eines Selbstmörders? Quasi JA! Es ist leicht erklärt: In der frühen Wendezeit herrschte ein gewisses Chaos in den neuen Ländern, sogar eine gewisse Anarchie: Man durfte viel mehr als früher, nirgends gab es Grenzen, alles war möglich. So war auch ein Hausmeister eines Hochhauses in Suhl locker davon zu überzeugen, daß wir unbedingt mit ein paar Mann auf das DACH seins Hochhauses müssten. Der Kollege machte das anstandslos mit und ließ uns von da oben aus Eisenbahnbilder knipsen – Aber ich ging noch einen Schritt weiter, JETZT hatte ich die Gelegenheit: Ich bin eigentlich nicht schwindelfrei und hätte sicher NICHT in dieser Situation durch den Sucher der Kamera blicken mögen und können . . . aber bis an die Kante heranrobben, das konnte ich. Und dann hab ich die Kamera über die Kante gehalten und einfach nach unten abgedrückt, wo gerade zufällig ein frisch in den Osten exportierter Polizei- Opel Vectra vorbeifährt . . . Nie wieder hab ich mich getraut, ähnliche Bilder zu machen
<28> Das war das gewollte Bahnmotiv dabei
<29> Und das hier ein weiterer Blick in die Ferne über Suhl hinweg = eine Möglichkeit dieser Zeit
<30> Das hier allerdings ist auch heute noch MÖGLICH, wird aber von Vielen immer noch nicht genutzt, weil diese Bestimmung aus DDR-Zeiten, die der Westen als einzige Bestimmung der DDR-Straßenverkehrsordnung für ganz Deutschland übernommen hat, bis heute nicht richtig verstanden wird. Viele wissen gar nicht, daß der „Grüne Pfeil“ eine Erfindung der DDR war!
<31> Und das war plötzlich möglich, was jahrzehntelang NICHT ging: Seit 1991 konnte man wieder (mit der Dampfbahn) auf den Brocken fahren und in den ersten Monaten war man stolz, oben eine solche Karte kaufen zu dürfen
<32> Hierauf war man allerdings nicht so stolz: Schon Anfang 1990 stauten sich die neu gebauten Trabis republikweit auf angemieteten Sonderparkplätzen, weil sie sich nicht mehr an den Mann oder die Fau bringen ließen. Hier stehen reichlich Neu-Trabis und Wartburgs in Sichtweite vom Schloß Wernigerode und warten auf bessere Zeiten
<33> Und hier sehen wir nochwas, auf das man auch damals schon NICHT stolz war: In der DDR war durchaus das Waldsterben bekannt, Umweltschäden wurden zwar nicht offen diskutiert, aber auch nicht dementiert, man versuchte ersthaft, den großen Problemen Herr zu werden. Hier im Harz hatte ein Brand und ein Sturmschaden eine Schneise bis zur Straße herunter entwaldet, wodurch ungewohnte Blicke auf die Bahn ermöglicht wurden – Aber man konnte sich noch nicht vorstellen, daß die Situation in den nächsten 30 Jahren nicht BESSER, sondern noch SCHLIMMER werden würde trotz aller Bemühungen, mehr als die Hälfte der Harzbäume sind derzeit tot
<34> Da wirkt solch ein Motiv hier aus Wernigerode ja schon fast romantisch: Ein Normalspurzug verläßt den Bahnhof westwärts, das Schmalspurgleis liegt im Vordergrund (zum Brocken), aber man darf nicht genauer hinsehen . . .


<35> Da siehts dann (kurz vor der Wende) nicht mehr ganz so schön aus: Natürlich wußte man, daß Altöl der Umwelt schadet, natürlich versuchte man auch, die größten Schäden zu vermeiden, aber manchmal (so wie hier) gab es keine andere kostenvertretbare Möglichkeit und die Verantwortlichen schauten einfach weg. Sowas (das muß man sagen) wurde nach der Wende ziemlich schnell beseitigt und wesentlich umweltgerechter organisiert, inzwischen fahren die Dampfer im Harz sogar mit biologisch abbaubarem Öl
<36> Da! Die berühmte Westerntor-Kreuzung im klassischen Zustand! Hier allerdings wurde nach der Wende etwas ZUVIEL umgebaut und sicherer gestaltet, aber das muß Jeder selbst entscheiden, was besser war oder ist . . . SCHÖNER war es damals vor der Wende . . .
<37> Und da soll noch mal einer sagen, die DDR sei nicht fortschrittlich gewesen: Hier der Beweis = Es gab sogar Friseure mit Gleisanschluß! ;-))
<38> Nun wissen wir ja seit 1915 (Albert Einstein), daß Zeit RELATIV ist. Nun wissen wir auch, daß Zeit relativ schön sein kann! Besser gehts doch nicht mehr, oder ? Doch . . .
<39> Es geht NOCH schöner! Solche wunderbaren Artefakte der Vergangenheit haben in der DDR die Zeitläufte überdauert und wurden bis zum Schluß betriebsfähig gehalten und gepflegt!
<40> Auch hier in Alexisbad fand man zur Wendezeit noch eine Emaille- Anzeigetafel aus Wuppertal, das waren keine Einzelstücke! Und selbstverständlich hatte ein Bahnhof auch eine Fahrkartenausgabe und einen Briefkasten
<41> Und wo wir gerade bei „Schildern“ sind: Hier (in Jena 1988) ist der Hersteller „Gladiator-Email“ aus Wuppertal Elberfeld deutlich lesbar. In welchem Keller dieses tolle Schild wohl heute hängt ??
<42> Auch dies ein interessantes Schild, aber es hängt auch heute noch an der „richtigen“ Lok, der 23 1113. Es soll hier zeigen, daß auch die Lokindustrie der DDR (wie die Bundesbahn) nach dem Kriege noch auf Dampfloks setzte und einige davon noch neu baute. Dabei war die 23 1113 das Pendant zur Bundesbahn- 23 105: Beide waren für ihre Bahn die LETZTE gebaute Dampflok. Diese hier war noch lange im Sonderzugverkehr aktiv und steht heute (2022) in Nossen zu bewundern. Aber noch was wird erklärbar mit dem Schild: Hinter dem Firmennamen versteckt sich der ehemalige Lokhersteller Orenstein & Koppel, der in der DDR zum VEB wurde. Leider konnte oder wollte LKM (die einprägsame Abkürzung) nicht in die Neuzeit übernommen werden, der Betrieb zählte zu denen, die von der TREUHAND leider und aus unklaren (unfeinen?) Motiven abgewickelt wurde
<43> Und noch ein Schild paßt hierhin: Das Verkehrszeichen der DDR für unbeschrankte Bahnübergänge. Es zeigte eine andere Lok als das bundesdeutsche Gegenstück. Diese Version hier besteht aus gepreßtem Blech mit gewinkeltem Rand
<44> Weiß noch Jemand, was ein „Titeldia“ war? Es ist soviel darauf zu entdecken, ich kann nicht alles beschreiben . . . Jedenfalls waren wir mit drei Personen für zwei Tage in Erfurt im Hotel Kosmos, was 94,- Mark der DDR gekostet hat und 150,- harte DM aus dem Westen als Zwangsumtausch! Mit dieser Quittung über den geleisteten Umtausch konnte man allerdings das Hotel in Mark der DDR bezahlen, was dadurch recht billig wurde. Wir sehen auch, daß ich auf einer DMV-Auktion ein „Diesellokschild“ für 60,- Mark der DDR ersteigert habe, das ich auch in den Westen ausführen durfte und heute noch besitze (= V200 007 Emaille). Wir sehen auch, daß es in Erfurt einen internationalen Kongress von Modellbahnfreunden gab, zu dem die Einreise in die DDR bewußt erleichtert worden war
<45> Und auch das darf man beim Betrachten der DDR nicht vergessen: Die Dampfloks hatten republikweit zur Zeit der Wende ausgedampft und waren für den Betrieb nicht mehr erforderlich, für sie standen alle Signale auf „Halt“ – Wie hier für eine der letzten in Oschersleben; Zur Wende war die DDR dampffrei im Normalspur-Planbetrieb
<46> Was aber nicht für die Schmalspurbahen galt, die fahren teilweise bis heute mit Dampf, aber aus touristischen Gründen, während damals noch echtes Geld mit ihnen verdient wurde. Auch im Harz gab es erheblichen Güterverkehr mit der Bahn, bei dem es sogar möglich war, Normalspur-Güteragen auf Schmalspur-Gleisen zu transpotieren ohne umzuladen: Die Wagen wurden einfach auf Adapterwagen, so genannte „Rollböcke“ hinaufgezogen, und schon konnte die Fahrt losgehen
<47> Ein Bild aus dem Technikmuseum in Westberlin. Aber auch das hat mit der DDR zu tun, denn es bekam erst nach der Wende seine große Bedeutung durch etwa die Hälfte der Museumsstücke aus einem sehr alten Museum, das bis dato genau auf der Grenze lag und daher während der Mauerzeit geschlossen war, dazu zählt als Prachtstück die 17 008. Das Museum liegt sehr geschichtsträchtig auf dem Gelände des ehemaligen Bw Anhalter Bahnhof
<48> Welch friedliche Idylle!? Nur der „Kolonnenstreifen“ verrät, daß dies Todeszone war. Diese auch heute noch in großer Zahl zu findenden gelochten Betonplatten vermochten eine feste Verbindung mit dem Boden einzugehen und sollen sogar panzerfest gewesen sein. Sie dienten den Grenztruppen zur schnellen Mobilität am Zaun und sind entlang der gesamten Grenze eingesetzt worden. Fast durchgänging von Nord nach Süd ist ein solcher Weg entlang der ehemaligen Grenze erhalten
49> Auch einen Kolonnenweg, aber in asphaltierter Form sehen wir hier vom Zug aus. Die Situation würde man heute kaum wiedererkennen, denn der schmale Weg ist heute (wieder) die B242 zwischen Braunlage und Sorge!
50> Und dies ist der genaue Gegenschuß, nun stehe ich auf dem Erdhügel, aber der Zug fährt in die andere Richtung (nach Sorge). Das sichtbare Widerlager ist die ehemalige Bahnstrecke der Südharz-Eisenbahn von Braunlage
<51> Wir sind auf der nach der Wende vorläufig schnell neu gemachten A2 unterwegs nach Berlin. An der Abfahrt Ziesar (gesprochen Zie-e-sar) wächst ein erstes kleines Pflänzchen Industrie, wo heute alles zugebaut ist, längst ist die Autobahn sechsspurig, hat auch Leitplanken und ist von allen anderen nicht mehr zu unterscheiden . . .
<52> Wobei das hier ebenfalls eine Autobahn ist, aber noch zur DDR-Zeit: Wir sehen die nur einspurige A4 von Dresden nach Görlitz, die noch aus Betonplatten besteht und ein monotones, nervtötendes permanentes Roppedibong – Roppedibong, Roppedibong . . . erklingen ließ, das ich heute noch im Ohr habe . . . Roppedibong . . . Wahnsinn . . .
<53> Und zum Schluß kommen wir nochmal auf den Zaun zu sprechen. Wir es Personen geschafft haben, da rüber zu kommen, ist heute noch ein Wunder! Viele haben es aber auch mit dem Leben bezahlt. Hier sehen wir 1990 im Harz noch einen Doppelzaun mit Wachtturm und gepflügtem Trittstreifen, auf dem man Fußabdrücke deutlich sehen könnte. Aber das Bild ist ja nur die halbe Wahrheit, denn . . .
<54> Denn DAS HIER war die ganze Wahrheit: Es gab eben nicht nur den Zaun, sondern einen dreidimensionalen Aufsatz aus Stacheldraht, der zudem noch unter Strom stand: Teils nur mit Schwachstrom als Meldedraht, teils hält sich hartnäckig der Verdacht der Einspeisung von 750 Volt . . das war kein Spaß! Und dann hingen auch noch versteckte Selbstschußautomaten darin und andere Überraschungen . . .
55> Und das hier ist mal ein Stück originaler Grenzzaun der DDR in Großaufnahme: Wir sehen, es ist gar kein „Zaun“ in diesem Sinne, sondern eine wetterfeste, 2-3 mm dicke Stahlplatte, die perforiert und dann auseinandergezogen, also „gestreckt“ wird, das nennt man dann STRECKMETALL. Aus diesem Zeug bestand der gesamte Grenzzaun der DDR dort, wo keine feste Mauer gesetzt war – Und das Ganze noch doppelt: Ein Zaun reicht nicht, es waren immer mindestens zwei Zäune in bis zu mehreren Hundert Metern Abstand, sodaß ein Flüchtling nie erkennen konnte, ob er es geschafft hat oder noch ein Zaun im Wege war . . . Und nun gibt es ernstzunehmende Gerüchte, dieses Streckmetall für die DDR-Grenzzäune sei möglicherweise vom WESTEN geliefert worden, es kam möglicherweise aus der Nähe von Bonn – Diese Info möchte ich noch verifizieren!

Wir sollen froh sein, daß dies vorbei ist und daß kein Teil Deutschlands mehr seine Bewohner einsperrt, wir wollen hoffen, daß es nie wieder soweit kommt!

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Soweit für heute, Fortsetzung vielleicht im nächsten Jahr zum 3. Oktober.

Dank für Euer Interesse

und das Nachdenken, das diese Bilder vielleicht ausgelöst hat!