Stuttgart „S21“

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Version 170922 mit 50 Bildern

Stuttgart, Umbau und Neuanfang

Kaum etwas hat in den letzten Jahren die Bevölkerung so sehr aufgewühlt wie „S21“, der völlig aus dem Rahmen gelaufene Neubau des Stuttgarter Bahnhofes, der für Viele (auch für mich) völlig unsinnig war, und doch nicht zu verhindern . . .

Nun war der geeignete Zeitpunkt, eine Doku des Umbaues zu fertigen, da im Herbst 22 ein Zustand erreicht war, bei dem deutliche Zeichen des Neubaus zu sehen sind und dennoch alte Strukturen (noch) erkennbar sind – quasi von Beidem die Hälfte. Außerdem kommt in diesen Tagen ein Jubiläum des alten Bahnhofes ins Spiel = Er wird in wenigen Tagen 100 Jahre alt! Daher habe ich im September 22 eine Besichtigung des Informationszentrums „S21“ ins Auge gefaßt und die Baustelle so gut es ging dokumentiert. Vor Allem habe ich mich mal (endlich) mit der Materie auseinandergesetzt und hinterfragt, WAS eigentlich dort gemacht wird und WIE, um dabei vielleicht auch einem WARUM etwas näher zu kommen. Dabei kamen Überraschungen ans Tageslicht und vielleicht sowas wie ein Sinneswandel: Gehörte ich bis aktuell zu den fast militanten S21-Gegnern, habe ich nunmehr etwas Verständnis für das Vorhaben. Mit dem Hintergrund, daß nichts mehr aufzuhalten ist und alle Würfel gefallen sind, gehöre ich nun zu den vorsichtigen Unterstützern. Städtebaulich macht der neue Bahnhof nämlich tatsächlich Sinn:

Die Planer haben es geschafft, den neuen Hauptbahnhof und seine Gleisanlagen völlig aus dem Stadtbild verschwinden zu lassen, obwohl er an derselben Stelle wie sein Vorgänger liegt und lichtdurchflutet leicht erreichbar mit kurzen Wegen zum Ein- und Umsteigen einlädt, das muß man anerkennen!

Nähere Details zu Stuttgart 21 siehe Wikipedia

Auch der DSO-Beitrag ist interessant wg der unterschiedlichen Antworten

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Hier also die DOKUMENTATION zum neuen Bahnhof von Stuttgart und dem Zustand der Bauarbeiten im September 2022:

‹1› Dazu nehmen wir zunächst eine Karte zur Hand, um das Grobe aufzuzeigen: Hier ist der neue Stuttgarter Hbf eingezeichnet ungefähr in Ost-West-Richtung. Und das ist auch schon der Unterschied zum jetzigen Hbf, der gegensätzlich fast in Nord-Süd-Richtung orientiert ist und der ein Kopfbahnhof ist: Die Gleise kommen aus verschiedenen Richtungen, werden gebündelt, laufen heute aus nördlicher Richtung in den Bahnhof und enden dort an Prellböcken. Der neue Bahnhof ist im rechten Winkel dazu orientiert und wird durch neu zu bauende Tunnelstrecken aus beiden Richtungen angelaufen. Die hier ROT gestrichelt markierten Strecken werden neu gebaut, die alten Zulaufstrecken werden aufgegeben und stehen dem Städtebau demnächst zur Verfügung – Das ist der Bereich um die hier eingezeichnete S-Bahn Station MITTNACHTSTRASSE im Verlauf der auch jetzt schon unterirdisch durchlaufenden S-Bahn-Strecke, die im übrigen mit verlängerter Tunnelstrecke bestehen bleibt und vom Bonatzbau aus zugänglich ist (und natürlich von den neuen Hbf-Bahnsteigen aus)
‹2› Etwas näher betrachtet mithilfe von Open Street Map ergeben sich die Details: Der alte Bahnhof besteht aus einem großen Empfangsgebäude („Bonatz“-Bau) und den anschließenden Bahnsteighallen, die hier nordöstlich verlaufend deutlich eingezeichnet sind. Von diesen Gleisen und Bahnsteigen wurde der vordere Bereich direkt hinter dem Bonatzbau gekappt und zur Baugrube, die Gleise beginnen nun erst dahinter, werden aber genutzt wie früher – Die Reisenden haben nur etwas mehr Fußweg und Aufwand, über die Baugrube hinweg zu den Zügen zu gelangen, wo nun eine neue Behelfs-Querhalle eingerichtet wurde, die alle Gleise miteinander verbindet. Sichtbar sind auf dieser Karte auch die geplanten Tunnelstrecken, die den neuen Bahnhof anlaufen werden, wodurch sich eine durchgehende Bahnverbindung ergibt, die den Kopfbahnhof ersetzt. Oberirdisch wird dadurch ein städtebaulich zu nutzender Platz von mehreren Quadratkilometern frei und nutzbar, zudem verschwindet „der Bahnhof“ und die Eisenbahn gänzlich aus dem Stadtbild, lediglich der denkmalgeschützte Bonatzbau bleibt (modernisiert) als Wahrzeichen erhalten.

Open-Database-Lizenz für diese Karte und Hinweise auf das Urheberrecht von Open Street Map

‹3› Vorstehend Beschriebenes kann hier nachvollzogen werden auf dem Hinweis der DBAG vom Oktober 2020: Wir sehen den Bonatzbau = Empfangsgebäude am Arnulf-Klett-Platz, sehen dahinter die querliegende Baugrube für den neuen Bahnhof, dahinter die nur noch kurzen Bahnsteighallen mit den jetzigen Gleisen. Und wir sehen oben rechts den ITS Infoturm, den wir gleich besichtigen werden
‹4› Dieses Ensamble = der Bonatzbau wird also erhalten bleiben, der Turm ist auch in Zukunft weithin sichtbar, aber der neue Bahnhof dahinter wird unter der Erde verschwinden und auf den ersten Blick nicht sichtbar sein
‹5› Dies ist nun der alte Kurz-Bahnhof, man beachte das Km-Schild „0,2“: Dieses Schild war ursprünglich 200 Meter vom Prellbock entfernt, nun steht es nichtmal 100 Meter entfernt vom sichtbaren Gleisende mit der neuen Querhalle. Genau dies ist der Raum, den nun die Baustelle einnimmt für den neuen Bahnhof, dessen Gleise im rechten Winkel zu den hier sichtbaren Gleisen verlaufen werden
‹6› Die Konstruktion des alten Bahnhofes war zeitgemäß wie bei vielen anderen Bahnhöfen auf die Dampflokomotiven zugeschnitten, deren Abdampf ins Freie sollte, ohne die Reisenden zu belästigen. Nun ist nur noch dieser kurze Bereich der ehemals stolzen Halle übrig und seine Tage sind gezählt. Hinweisen möchte ich aber auf die Werbung am rechten Bildrand: ITS = Infoturm Stuttgart. Diesen werden wir uns nun ansehen!

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‹7› Immerhin im vierten Stock befindet sich die Aussichtsterrasse vom ITS
‹8› Der vierte Stock liegt hoch genug, um sich von oben einen Eindruck verschaffen zu können. Wir sehen den Rest des alten Hbf mit den kurzen Bahnsteighallen. An dieser Stelle werden in Zukunft KEINE Gleise mehr liegen, sondern neue Häuser und Grünstreifen gebaut sein. Nun werden wir uns von hier aus langsam umdrehen und die Umgebung im Istzustand vom September 2022 festhalten
‹9› Etwas weiter nach links: Die neuen Abschlußkanten der alten Bahnsteighallen werden sichtbar, darunter liegt der neue provisorische Querbahnsteig, der alle 16 Gleise miteinander verbindet
‹10› Etwas weiter nach links: Das Baufeld kommt ins Bild. Links der Bonatzbau, bis zu dessen Mauern die Bahnsteighallen einst reichten. In der Baugrube schauen wir bis auf die spätere Gleisebene und das Dach, welches von insgesamt 28 „Kelchen“ getragen wird, von denen einige schon fertiggestellt sind, auch die spätere Oberfläche ist bereits teilweise stabil
‹11› Etwas weiter nach links: Blick über das Baufeld zum Bonatzbau, hier ist die spätere Decke noch nicht geschlossen
‹12› Etwas weiter nach links, wir schauen nun in südliche Richtung: Der Bonatzturm kommt ins Bild, davor wird ein weiterer Kelch komplettiert
‹13› Wir sehen Hilfs-Stützen für den 12 Meter hohen Kelchbau, die später wieder entfernt werden. Unten ist die Gleisebene, die durch die gelbe Abdeckfolie gezeichnete Ebene ist die spätere (geschlossene) Deckebene
‹14› Etwas weiter links: Blick zum Fernsehturm in Degerloch. Vorne eine auch hier schon geschlossene Deckfläche. Der Tatzelwurm durchs Bild ist der provisorische Fußgängersteg, durch den die Reisenden nun die Züge erreichen können (freilich mit einem gewaltigen Umweg im Vergleich zum früheren Weg durch den Bonatzbau, aber immerhin regengeschützt)
‹15› Etwas weiter links: Die Stadtbebauung kommt ins Bild, unter der demnächst mehrere Tunnel mit Gleisen zusammenlaufen werden, die in Höhe des riesigen sichtbaren Luft- und Lichtschachtes den neuen Bahnhof erreichen werden
‹16› Etwas weiter links, nun ostwärts geblickt: Die spätere Trennwand wird sichtbar, mit der der unterirdische Bahnhof vom neuen städtebaulichen Baufeld getrennt wird – Die Fläche links von ihr wird zugeschüttet und neu bebaut
‹17› Etwas weiter links, wir kommen wieder am Ausgangspunkt unseres Rundblickes an und schauen jetzt nördlich zu den noch vorhandenen (und genutzten) alten Gleisen, die später vollends verschwinden werden
‹18› Etwas näher: Ein Blick auf den alten Hauptbahnhof, hinten verläßt gerade ein Ersatzzug Stuttgart in Richtung Tübingen, der aus alten DDR-Wagen und der privatisierten 112 024 gebildet ist, vorne steht eine Rohrpost ins Ruhrgebiet
‹19› Der Blick auf die provisorische Ostwand des alten Bahnhofs verrät, daß hier bereits ein Stück abgerissen wurde, die roten Stützen sind Hilfsträger für das alte Bahnsteigdach
‹20› Nun sind wir im Innern des Infoturmes. Vergleiche dieses Bild mit dem Bild 4 oben! Wir lesen: „Der künftige Bonatzbau erfüllt die Bedürfnisse und Erwartungen einer Gesellschaft, die immer mobiler wird. Gleichzeitig bleibt der Bau, was er ist: Das Wahrzeichen des Stuttgarter Hauptbahnhofes am Anfang der Königstrasse.“ Und weiter: „Der denkmalgeschützte Bonatzbau ist nach seinem Architekten Paul Bonatz benannt. Er wird in den nächsten Jahren komplett modernisiert. Das historische Empfangsgebäude erhält im Innern ein neues Erscheinungsbild.“
‹21› Hier sind die „Kelche“ erklärt: „Solch eine Form ist noch nie zuvor hergestellt worden, das ist eine Meisterleistung. Unglaubliche 350 Tonnen Bewehrungsstahl stecken in den bis zu zwölf Meter hohen Kelchstützen. Das Gewicht verteilt sich auf 22000 Eisenstäbe. Jeder der bis zu 32 Millimeter dicken Eisenstäbe ist anders, manche der gerippten Stäbe sind über zwölf Meter lang, andere sind mehrfach zu einem Unikum gebogen. Ein Team aus türkischen Eisenflechtern leistet Pionierarbeit. Das Team liefert Millimeterarbeit ab. Die Streben müssen präzise verflochten sein. Das ist äußerst wichtig für die korrekte Statik und die exakte Form.“
‹22› Ein Foto von einem Arnim Kilgus, das offenbar während der Bauarbeiten entstand. Hier wird der Sinn und bereits der Erfolg der hochkomplexen Kelche deutlich: Sie sollen das Tageslicht bis auf die Gleisebene bringen
‹23› Dies ist ein Ausschnitt aus einer perfekten bewegten Animation durch den neuen Bahnhof: So wird ein späterer Reisender die Rolltreppe betreten, die ihn zu seinem Zug bringt – ungefähr 2025/26
‹24› Nun sind wir bei einem Modell des fertigen Bahnhofs, der als Solcher nicht mehr zu erkennen ist: Er befindet sich unter den 28 Kelchen, durch die er (obwohl unterirdisch) lichtdurchflutet sein wird. Wir blicken von Westen nach Osten, dann steht rechts der Bonatzbau und links die neue Bebauung des alten Gleisbereiches. Wir stehen in der Gleisachse des neuen Bahnhofes, nur die S-Bahn verläuft nachwievor quer unter diesem Bild hindurch
‹25› Nun blicken wir ungefähr südlich auf den Bonatzbau und sehen links von ihm einen der Zugänge zum neuen Bahnhof unter der Glaskuppel. Dieser Zugang wird zu einer Zwischenebene führen, von der aus Rolltreppen und Aufzüge den Gleisboden erreichen. Wir werden dann also einen Hauptbahnhof „sehen“, der nicht sichtbar ist!
‹26› Nun der Blick von Osten nach Westen, wo ein Teil der Deckplatte begrünt werden soll. Dies ist dann genau die Gleisachse, während die alten Gleise im rechten Winkel dazu nach rechts (Norden) verliefen
‹27› Und wenn wir vom Bild 26 einen Schnitt nach unten machen, haben wir dieses Bild vor Augen: Wir sehen alle 8 Gleise, erkennen die Tiefebene und die Deckplatte, sowie im Bereich der Zugänge eine Zwischenebene. Nun wird der Sinn der Kelche und deren Standort deutlich und nun werden die Bauarbeiten logisch überschaubar
‹28› Hier die Hinweise zum Schnitt von der Agentur „plan b gmbh“ im Auftrag der DBAG und der Stadt Stuttgart
‹29› Wobei dieser Satz etwas auffällt: „8 durchgehende Gleise sind deutlich leistungsfähiger als 16 Kopfgleise„. Ob das stimmt, wird man sehen
‹30› Hier ist die geplante Zwischenebene zu den Treppen und Rolltreppen noch etwas deutlicher zu erkennen
‹31› Dieser Aussage ist nichts hinzuzufügen
‹32› Die von der „plan b gmbh“ perfekt visualisierte Funktion der Kelche: Trageelement und Lichtbringer zugleich – Eine bemerkenswerte Idee!
‹33› Die Daten der Kelche
‹34› Zum Schluß des Rundganges durch die Ausstellung noch ein Modell der Kelchfunktion und der Zwischenebene

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Zusätzlich zu den Bildern aus dem Infoturm möchte ich noch diese Bilder zeigen:

‹35› Durch die dreckigen und verkratzten Plexiglasscheiben im Bauzaun war zum Beispiel dieser Blick zu erhaschen: Wir sehen, daß es auch reine Trage-Kelche gibt, die nicht von oben sichtbar sind. Daneben wird ein Licht-Kelch innerhalb von Hilfsstützen errichtet, der die volle Höhe von 12 Metern erreichen soll
‹36› Auch dieser Blick nach Westen war interessant, zeigt er doch die Tiefebene (die spätere Gleisebene) noch ganz ohne Kelche und Decken
‹37› Und dieses Bild muß unbedingt hierher, obwohl es schon aus dem Oktober 2020 ist: Hier wird gerade die Hauptfundamentplatte unter allem gegossen, aber, was noch viel interessanter ist: Wir sehen die Ausgänge des von Westen zulaufenden Tunnels! Die Frage, ob die Tunnel bis hierhin bereits fertig waren oder ob wir nur die Unterführung der Straße sehen, war vor Ort nicht eindeutig zu klären. Interessant aber vielleicht noch diese Zahl: Insgesamt 57 km Tunnelstrecke werden für das Projekt Stuttgart 21 neu gebaut und werden sich im neuen Bahnhof treffen

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Aber auch der alte Rest-Bahnhof konnte in seinem Zustand festgehalten werden wie folgt:

‹38› Da war zum Beispiel der IC 2013 nach Oberstdorf, der hier in Stuttgart umgespannt wird, da die weitere Strecke mit Diesel gefahren werden muß. Wie ein solches Umspannen im neuen Bahnhof ablaufen soll, ist noch nicht so ganz nachvollziehbar. Sicher ist aber, daß ein Kopfbahnhof für ein solches Umspannen perfekt nutzbar ist . . . Der IC fährt also aus Norden kommend mit einer Ellok an den Bahnsteig . . .
‹39› Und während er am Bahnsteig steht, setzen hinten die beiden Diesel-Lokomotiven (= 218 414 und 218 429) an für die Weiterfahrt, gleichzeitig wird vorne die Ellok abgekuppelt
‹40› Und schon ist die Zeit sinnvoll genutzt. Im Hintergrund sehen wir übrigens den „Infoturm“, in dem wir eben waren und von dessen Aussichtsterrasse die Rundumbilder oben entstanden: Es ist der „halbe“ Turm, der scheinbar direkt neben dem Bonatzturm steht, tatsächlich liegen 100 Meter Entfernung dazwischen
‹41› Hier steht der Ersatzzug wieder zur Abfahrt bereit im letzten Teil des alten Bahnhofes, der noch so aussieht wie früher
‹42› Auch dies eine typische Kopfbahnhof-Leistung der Zeit: Ein internationaler Fernzug, der hier endet und mit einer anderen Lokomotive vom hinteren Ende aus wieder zurückfährt nach Zürich
‹43› Auch dies ein Bild, das Fragen aufwirft: Wir sehen eine Reservelok im alten Hbf von Stuttgart, die auch für das Abschleppen liegengebliebener ICE-Züge auf einer der Neubaustrecken zuständig ist. Für ein solches kontrolliertes Abstellen im Betriebszustand wird es im neuen Bahnhof keinen Platz mehr geben, dort gibt es keine Abstellgleise. Zudem sehen wir hier das Km-Schild „0,4“ und das dahinter liegende Fahrdienstleiter-Stellwerk – Beides wird verschwinden
‹44› Für solche Triebwagenzüge wie 411 080 stellen Kopfbahnhöfe überhaupt kein Hindernis dar: Am anderen Ende steigt ein anderer Lokführer auf und kann drei Minuten nach der Ankunft schon wieder abfahren. Wir sehen zudem das Km-Schild „0,6“ und damit die Ausdehung des Gleisbereiches, der demnächst dem Städtebau zur Verfügung stehen wird
‹45› Noch ein Ersatzzug, diesmal an Gleis 16 mit einer gepflegten Museumslok des Baujahres 1966 (!). Rechts die neue Ostwand und oben das nur noch zur Häfte existierende Bahnsteigdach, das von den oben gesehenen Hilfsstützen getragen wird+
‹46› Das ist ja das Eine, wenn eine gepflegte und technisch topfitte Museumslok unterwegs ist, aber das Andere sind solche Kleinigkeiten, die (hoffentlich) im neuen Bahnhof NICHT passieren werden: Eine mobile Rampe für Rollstühle steht am 13.09.22 für Alle sichtbar am Bahnsteig in Stuttgart, an der ein „Defekt!“-Zettel vom FEBRUAR 22 hängt, es hat sich also im Laufe von sieben Monaten Niemand um diese Rampe gekümmert – Das ist ein Armutszeugnis der Bahn, bei allem Respekt.
‹47› Auch dies hier ist eher keine Werbung für die Bahn: Ein Uralt-Anzeiger im Gammelzustand. Er dokumentiert aber typisch den Gesamtzustand des Stuttgarter Bahnhofes im Herbst 22. Der Bahnhof ist einfach „nieder“, es ist verbraucht, er ist am Ende. Etwas Neues ist dringend nötig. Ob dazu gleich die Luxuslösung notwendig wäre, das ist eine ganz andere Frage, aber sicher ist: Mit dem nun im Bau befindlichen Bahnhof fährt Stuttgart stilvoll und zeitgemäß weit in die Zukunft und wird Vorreiter für andere Städte sein
‹48› Sowas ist schon surreal: Ein moderner internationaler Hochgeschwindigkeits-Zug im Gammelbahnhof Stuttgart. Dieser Zug hat gute Chancen, auch den neuen Bahnhof noch kennenzulernen und von ihm aus direkt eine Neubaustrecke mit full speed anlaufen zu können. Auch der rechte Nahverkehrs-Triebwagen ist interessant, denn er verkörpert genau die Visulaisierung des neuen Bahnhofes: Genau er (Baureihe 442) ist in den Zeichnungen und Animationen (siehe oben) dargestellt auf den beiden Außengleisen des neuen Bahnhofs, die offenbar die S-Bahn-Gleise sein werden!
‹49› -Hier stehen gerade zwei Fahrzeuge im Partnerlook nebeneinander, sowas wird es im neuen Bahnhpf nicht mehr geben, dort ist kein Platz für Elektrokarren, die irgendwas heranschaffen, auch z.B. Speisewagen können dort nicht mehr nachgeladen werden oder Reserveloks an Strom gehängt, Bremsproben, Wagen an- und abhängen . . . Man muß auch Kompromisse schließen: Der alte Bahnhof war ein Universum mit vielen Bereichen, der neue Bahnhof wird ein nüchterner Funktionsbau, das muß man akzeptieren
‹50› Nein, ein Aushängeschild ist der Stuttgarter Bahnhof schon lange nicht mehr, seine Zeit ist abgelaufen. Ich wünsche dem neuen Bahnhof alles Gute und daß er mindestens genauso lange seinen Dienst verrichten wird wie der alte, ehrwürdige Bahnhof, der ziemlich genau in diesen Tagen 100 Jahre alt wird (= 23.10.1922)! Aber wirklich vergleichbar sind beide Bahnhöfe nichtmal im Ansatz, es liegen Welten dazwischen, der neue Bahnhof ist vielleicht sogar bahntechnisch gesehen ein „Haltepunkt“ . . .

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Soweit fürs Erste, Fortsetzung gut möglich.

Dank für Euer Interesse